„Anerkennungskultur statt Spaltung durch Begriffe wie Herdprämie“
Podiumsgespräch zu „Familie, Kirche, Staat“ bei Vollversammlung des Landeskomitees der Katholiken
Vierzehnheiligen, 16. November 2012. In den aktuellen Debatten über die Förderung von Familien hat Joachim Unterländer, stellvertretender Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Soziales, Familie und Arbeit des Bayerischen Landtags, „eine umfassendere politische Diskussion, die wieder stärker eine Wertschätzungs- und Anerkennungskultur beinhaltet“, gefordert. Dies müsse „der Auftakt für eine gesellschaftspolitische Diskussion sein, die die Scherben und die Spaltung der Gemeinschaft durch Begriffe wie ‚Herdprämie‘ oder die Aussage, dass sozial schwächere Familien Kinder nicht erziehen könnten, beseitigt“. Unterländer äußerte sich bei einer Podiumsdiskussion zur Frage „Familie, Kirche, Staat – Wer fördert wen?“ auf der Herbstvollversammlung des Landeskomitees am Freitag, 16. November, in Vierzehnheiligen, Erzbistum Bamberg.
Die Familie sei „prägend für die menschliche Entwicklung, für die kindliche Förderung, für das Einüben entscheidender sozialer Tugenden und Verhaltensweisen“, unterstrich Unterländer. Ohne Familien könnten „eine gute menschliche Entwicklung und das Leben gerade christlicher Grundwerte nicht erfüllt werden“. Daraus erwachse Familien ein Anspruch auf Schutz und Förderung, etwa durch familienfreundliche Kommunen, die die entsprechende Infrastruktur für Familien bereitstellten. Genauso müsse „das Thema der Vereinbarkeit von Familie und Beruf deutlich wichtiger genommen werden“. Zugleich erklärte Unterländer, dass sich Staat und Politik „nicht in das Leben und die Lebensentscheidungen von Familien einzumischen“ hätten.
Johannes Schroeter, Vorsitzender des Familienbundes der Katholiken in Bayern, hob hervor, Familie sei „nicht nur Ziel von Seelsorge, sondern sie leistet selbst Seelsorge“, und warnte vor der „Gefahr, dass der kirchliche Dienst, das Dienstpersonal der Kirche, als Kirche an sich verstanden wird“. Familie, Kirche und Staat seien aufeinander angewiesen, weshalb ihr „Verhältnis gut austariert werden muss“, so Schroeter. Prälat Bernhard Piendl, Direktor des Landescaritasverbandes Bayern, plädierte dafür, Ehe und Familie weder als veraltet abzutun noch die Realität zu verklären: „Wir wissen um den Wert von Ehe und Familie und versuchen zu handeln, wo die Realität vom Ideal entfernt ist, ohne ideologische Voreingenommenheit.“ Zu den Aufgaben der Familie zählten, Gemeinschaft herauszubilden, an der gesellschaftlichen Entwicklung teilzunehmen, „gestaltendes Subjekt der Kirche“ zu sein sowie dem Leben zu dienen. „Wenn Eltern Kindern das Leben schenken, nehmen sie teil am schöpferischen Wirken Gottes“, erklärte Piendl. Zugleich sei Familie das „wirksamste Mittel zur Humanisierung und Personalisierung der Gesellschaft“.
Im Anschluss an die Statements von Unterländer, Schroeter und Piendl machte Clemens Bieber, Vorsitzender des Bundesverbandes Katholischer Tageseinrichtungen für Kinder, im Podiumsgespräch deutlich, dass Bildungseinrichtungen „das Bemühen der Eltern nicht überflüssig machen, sondern die natürliche Bindung zwischen Eltern und Kindern fördern“. Bieber forderte, „dass die Frage ,Was braucht das Kind?‘ vom Kind her beantwortet wird, nicht vom Arbeitsmarkt“. Marina Rupp vom Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg, kritisierte die ideologische Aufladung der Debatte um das Elterngeld und stellte fest: „Die Frauen, die wir befragten und die sich für das Elterngeld entschieden, haben dies wegen ihrer Einstellung getan, weil sie überzeugt waren, das Beste für ihr Kind zu tun. Ich glaube nicht, dass jemand wegen 150 Euro zuhause bleibt.“ Stefan Körner, Vorsitzender der Piratenpartei in Bayern, betonte, „dass wir dafür sorgen müssen, dass das, was die Eltern in ihre Kinder investieren, auch in der Gesellschaft als Wert anerkannt wird“. (ck/gob)
Landeskomitee fordert Abschaffung der Studiengebühren
Laienvertretung der bayerischen Katholiken unterstützt Volksbegehren
Vierzehnheiligen, 17. November 2012. Die Mitglieder des Landeskomitees der Katholiken in Bayern haben sich für die Abschaffung der Studiengebühren an bayerischen Hochschulen und Universitäten in Bayern ausgesprochen. Mit großer Mehrheit nahm die Herbstvollversammlung des Laiengremiums in Vierzehnheiligen am Samstag, 17. November, einen entsprechenden Antrag des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ) an. Damit verbunden ist die Unterstützung des Volksbegehren „Nein zu Studienbeiträgen in Bayern“.
In der Antragsbegründung des BDKJ heißt es, die Erhebung von Studiengebühren verhindere „gleiche Zugangs- und Teilhabemöglichkeiten zur Hochschulbildung junger Menschen in Bayern“. Vor allem Jugendliche aus Familien mit geringen finanziellen Mitteln hielte die Mehrbelastung davon ab, ein Studium aufzunehmen. Der BDKJ führt zudem an, dass Studiengebühren Studiendauer und -kosten erhöhten, da Studierende mehr Zeit und Energie für die Finanzierung ihres Studiums aufwenden müssten. Die Einführung der Gebühren habe so auch das ehrenamtliche Engagement junger Menschen „massiv beeinträchtigt“. (ck/gob)
Den Beschlusstext finden Sie hier
„Errungenschaften des Vatikanums für Zukunft unverzichtbar“
Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern kritisiert Pius-Brüder und kreuz.net
Schmid fordert mehr Engagement in Asylpolitik und Bekämpfung der Ursachen der Armutswanderung
Vierzehnheiligen, 17. November 2012. Die Bedeutung des Zweiten Vatikanischen Konzils für Gegenwart und Zukunft der Kirche hat der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, unterstrichen: „Die Errungenschaften des Zweiten Vatikanums sind für die Zukunft unserer Kirche von entscheidender Bedeutung und dürfen von niemandem ernsthaft in Zweifel gezogen werden“, so Schmid in seinem Bericht auf der Herbstvollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 17. November, in Vierzehnheiligen, Erzbistum Bamberg. Schmid verband diese Feststellung mit einer Kritik an den Pius-Brüdern: „Es ist unvorstellbar, dass wir entsprechend den Forderungen der Pius-Brüder hinter das Zweite Vatikanische Konzil zurückgehen.“
Die Positionierung des Zweiten Vatikanums „zu Religionsfreiheit, Ökumene und interreligiösem Dialog sind unverrückbar“, erklärte Schmid. Zugleich erinnerte er daran, dass „die Schätze des Zweiten Vatikanums noch längst nicht gehoben“ seien. Entsprechend forderte Schmid eine „Relektüre der Konzilstexte“, wodurch die katholische Kirche „die Gesprächsfähigkeit mit der Gesellschaft und den Partnern in der Ökumene verbessern“ könne.
Mit Blick auf den Dialogprozess zeigte sich Schmid erfreut, „dass jetzt über die Strukturierung nach den kirchlichen Grundvollzügen – Diakonie, Verkündigung, Liturgie – Klarheit besteht und eine Grundlage geschaffen wurde, die aus der Unverbindlichkeit hinausführt“.
Schmid distanzierte sich mit deutlichen Worten von der Internetseite kreuz.net: „Die Beiträge von kreuz.net sind unsäglich. Ich erwarte von allen Seiten, dass man diesem Stil entschieden entgegentritt.“ Internetseiten wie kreuz.net bedeuteten einen „großen Schaden für die Kultur des Gesprächs in unserer Kirche“.
In seinem Bericht ging Schmid auch auf die aktuelle Debatte über die Asylpolitik in Deutschland ein. „Es ist unwürdig, wie Asylsuchende in Deutschland zum Teil behandelt werden“, konstatierte Schmid: „Es geht nicht nur darum, vor politischer Verfolgung zu schützen. Wir haben selbstverständlich auch die Armutswanderung zur Kenntnis zu nehmen und eine Antwort darauf zu geben, die nur lauten kann, die Ursache der Armutswanderung zu bekämpfen.“ Die Situation der Sinti und Roma etwa sei „nicht nur unter Asylgesichtspunkten zu behandeln“, sondern es müssten auch materielle Hilfen geleistet werden. (ck/gob)