Landeskomitee fordert vereinfachte Einbürgerung
Katholische Laien in Bayern befassen sich auf Vollversammlung mit „Migration und Integration“
Plädoyer für kommunales Wahlrecht für residierende Ausländer / Kritik an Abschiebehaft
Würzburg, 19. April 2013. Eine Vereinfachung der Einbürgerung von Menschen mit Migrationshintergrund und dauerhaftem Lebensmittelpunkt in Deutschland fordert das Landeskomitee der Katholiken in Bayern. In dem Forderungskatalog mit dem Titel „Migration und Integration – Herausforderung für Kommende und Aufnehmende“, den die Vollversammlung des Landeskomitees am Freitag, 19. April, in Würzburg verabschiedete, wird unter anderem für ein „kommunales Wahlrecht für residierende Ausländer“ plädiert, „weil es deren politische Teilhabe stärkt“. Daneben kritisierten die Mitglieder des Landeskomitees den „Vollzug der Abschiebehaft“ als Kriminalisierung von Asylbewerbern.
In der Flüchtlingspolitik verlangen die Mitglieder der obersten Vertretung der katholischen Laien in Bayern zudem eine menschenwürdige Unterbringung, „insbesondere muss die besondere Situation von Frauen, Kindern, Alten und Kranken berücksichtigt werden“. Die Unterbringung in Sammelunterkünften solle „spätestens nach einem Jahr beendet werden“. Aufgenommen in den Forderungskatalog wurde zudem ein „Anspruch auf Sozialleistungen wie andere Bedürftige“. Zu den konkret geforderten Maßnahmen gehören unter anderem frühzeitig und unabhängig von einer Anerkennung angebotene Sprachkurse oder die Ermöglichung der Arbeitsaufnahme nach verkürzten Fristen. Auf EU-Ebene müsse eine gemeinsame Flüchtlingspolitik entwickelt werden, „die einen menschenwürdigen Umgang mit Flüchtlingen nicht von Nationalstaatsinteressen abhängig macht“. Besondere Berücksichtigung habe dabei die Situation von Sinti und Roma zu erfahren.
Vor der Diskussion und Verabschiedung des Forderungskatalogs berichtete in einem Studienteil zum Thema Pater Fridolin Pflüger (SJ), Direktor des Jesuit Refugee Service (JRS) Deutschland, über „Flüchtlingssituationen in Afrika und Berlin“. Im Anschluss an Pflüger sprach Ursula Kalb von der Gemeinschaft Sant’Egidio über „Die Geschichte der Flüchtlings- und Migrationspolitik bis heute“.
Zur Vollversammlung des Landeskomitees erschien zudem eine Arbeitshilfe „Pro Praxis 8“ unter dem Titel „,Ich war fremd…‘ – Miteinader Leben gestalten“. In seinem Vorwort erinnerte der Landeskomitee-Vorsitzende Albert Schmid daran, dass „jeder Fünfte in Deutschland eine Migrationsgeschichte“ habe. Bei der Integration von Zugewanderten „sollen die Migranten nicht in der neuen Umgebung aufgehen, ihre Identität aufgeben“, erklärt Schmid. Vielmehr gehe es darum, „die Unterschiede so auszugleichen, dass ein gemeinsames Leben in Vielfalt möglich wird, so wie es das Grundgesetz vorsieht“. Entscheidend sei der „Respekt vor der Identität bei gleichzeitigem Willen zur Identifikation mit und in der neuen Heimat“. In besondere Weise könnten auch die Pfarrgemeinden zur Integration beitragen: „Sie sind der Ort, wo Christus lebendig werden will, wo Gott erfahrbar werden will für die Menschen, die dort leben, und zwar für alle Menschen, auch für die, die uns zunächst fremd sind.“ (ck/kbr)
Hinweis:
Die Ausgabe Nummer 8 in der Reihe „Pro Praxis“ zum Thema „Migration und Integration“ kann gegen eine Schutzgebühr von 0,50 Euro zuzüglich 1,50 Euro Versandpauschale bestellt werden beim Landeskomitee der Katholiken in Bayern, Schäfflerstraße 9, 80333 München. Telefon 089/2137- 2800, E-Mail info@landeskomitee.de
Alois Baumgartner erhält Franz-Eser-Medaille
Landeskomitee der Katholiken in Bayern ehrt Sozialethiker und ehemaligen Diözesanratsvorsitzenden
Würzburg, 19. April 2013. Der Sozialethiker Alois Baumgartner, ehemaliger Geschäftsführer des Landeskomitees der Katholiken in Bayern und bis 2010 Diözesanratsvorsitzender von München und Freising, ist vom Landeskomitee mit der Franz-Eser-Medaille ausgezeichnet worden. Baumgartner habe sich „über mehrere Jahrzehnte ehren- und hauptamtlich für das katholische Laienapostolat in Bayern engagiert und markante Impulse gesetzt“, heißt es in der mit der Medaille verliehenen Urkunde, die Baumgartner im Rahmen der Vollversammlung des Landeskomitees in Würzburg am Freitagabend, 19. April, überreicht wurde.
Baumgartner sei immer darauf bedacht gewesen, „im Sinn des Zweiten Vatikanischen Konzils das Laienapostolat in enger Verbundenheit mit den Bischöfen, aber zugleich auch selbstbewusst auszuüben“, heißt es in der Urkunde weiter. Seine Positionen seien „von großer Sachkenntnis gekennzeichnet“ gewesen und „profiliert kommuniziert“ worden. Nach den Worten von Laudator Kardinal Friedrich Wetter, der vor der Verleihung mit dem Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann und den Mitgliedern des Landeskomitees in der Kirche Neumünster einen Gottesdienst feierte, hat Baumgartner „den Diözesanrat und die Gremien des Laienapostolates von der Pfarrei aufwärts immer als Teil der lebendigen Kirche gesehen“. Als Diözesanratsvorsitzender habe er „die Aufgaben dieses Gremiums mit profunder Sachkenntnis in Angriff“ genommen und sei „selbst fest in der Kirche verwurzelt“. Auch als Geschäftsführer des Landeskomitees habe er „über Bayern hinaus erfolgreich gewirkt“.
Nach einem Studium der Philosophie, Theologie und Volkswirtschaftslehre in München und Münster war der 1941 in Mühldorf am Inn geborene Baumgartner zunächst als Referent des Diözesanrats tätig, bevor er von 1970 an als Leiter des Synodenbüros der Erzdiözese München und Freising an der Vorbereitung der gemeinsamen Synode der deutschen Bistümer mitwirkte. 1976 wurde er mit einer Arbeit in christlicher Sozialethik promoviert und Assistent am Institut für Moraltheologie und Christliche Sozialethik der Katholisch-Theologischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). Von 1982 bis 1992 war Baumgartner hauptamtlich als Geschäftsführer des Landeskomitees der Katholiken in Bayern tätig. 1992 wurde er Professor für Christliche Soziallehre an der Uni Bamberg, 1994 bis 2006 Professor für Christliche Sozialethik an der LMU. Von 1998 bis 2010 war Baumgartner Vorsitzender des Diözesanrats der Katholiken in der Erzdiözese München und Freising, von 2008 bis 2010 beteiligte er sich als Mitglied des Präsidiums an der Vorbereitung des Zweiten Ökumenischen Kirchentags in München. 2007 wurde Baumgartner von Papst Benedikt XVI. mit dem St.-Sylvesterorden ausgezeichnet.
Die Franz-Eser-Medaille wird von der Zeitschrift des Landeskomitees „Gemeinde creativ“ gestiftet und ehrt Personen, die sich in besonderer Weise um das Laienapostolat verdient machten. Die Auszeichnung erinnert an den 1916 geborenen Mitbegründer der Katholischen Aktion in Bayern, der Vorläuferorganisation des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Auf Esers Bestreben geht auch die Gründung der Zeitschrift „Die lebendige Zelle“ (heute „Gemeinde creativ“) im Jahr 1958 zurück. Der 2002 verstorbene Physiker, der sich Grenzfragen zwischen Naturwissenschaften und Theologie widmete, war zudem maßgeblich an der Gründung der Katholischen Akademie in Bayern im Jahr 1957 beteiligt. Seit 2006 wurden Alois Glück, Valentin Doering, Hildegard Leonhardt, Johanna Stützle, Bernhard Sutor und Barbara Stamm mit der Franz-Eser-Medaille ausgezeichnet. (ck)
„,Option für die Armen‘ ist eine große Herausforderung“
Landeskomitee-Vorsitzender Schmid fordert nach Papstwahl „Innehalten“ und „Selbstüberprüfung“
Würzburg, 20. April 2013. Als eine „große Herausforderung“ hat Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, die von Papst Franziskus in den Mittelpunkt gerückte „Option für die Armen“ auch für die katholischen Laien in Bayern bezeichnet. Jede Papst-Wahl verlange „ein Innehalten“, so Schmid in seinem Bericht auf der Vollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 20. April, in Würzburg: „Wir sitzen nicht auf einer Zuschauertribüne mit Blick auf den Petersplatz“, vielmehr sei nun „viel selbstkritisch zu fragen, zu prüfen und vor allem zu tun“.
Schmid verwies auf die „eindrucksvollen Gesten“ des neuen Papstes, die ein „Verständnis des Weiheamtes als Dienstamt aus heiligem Ursprung“ zum Ausdruck brächten: „Damit ist die Frage an uns alle gestellt: Welche Maßstäbe verfolgen wir, wie würden wir entscheiden?“
Schmid erinnerte in seinem Bericht, der zugleich eine Bilanz seiner ersten Amtszeit von 2009 bis 2013 darstellte, an die Missbrauchsdebatte als prägendes Ereignis. „Unsere Solidarität gilt den Opfern“, betonte Schmid. Der mit dem Skandal verbundenen Austrittswelle gelte es mit einer „nachgehenden Seelsorge“ entgegenzuwirken: „Es geht um jede einzelne Person“. Es gelte, „vieles zurückgewinnen, was verloren gegangen ist“.
Schmid würdigte auch die im Jahr 2011 gestartete Dialogoffensive, die mittlerweile „ihren eigenen Sinn“ und mit der Themengliederung Diakonie, Verkündigung, Liturgie „nunmehr eine Struktur gefunden“ habe. Zugleich bemängelte Schmid eine in der Vergangenheit oft „fehlende beziehungsweise unzureichend ausgebildeter Kommunikationskultur“. Die Wahrheit werde zwar „nicht im Dialog gemacht“, aber „erschlossen, vermittelt und anderen zugänglich gemacht“.
Mit Blick auf die säkulare Gesellschaft als „Hauptadressat“ der katholischen Laienarbeit warnte Schmid vor einer „säkularistischen Denkweise, die Säkualarismus selbst zu einer Religion macht, die letztlich auf die französische Laicité hinausliefe“. Schmid verteidigte dagegen „das bewährte partnerschaftliche Verhältnis von Kirche und Staat in Deutschland, in Bayern“. Er stellte klar, „dass sich die Werte unseres Gemeinwesens nicht zuletzt auf die großen Leistungen, Zeugnisse und auch theoretischen Beiträge des Christentums gründen“.
Schließlich rief Schmid die Landeskomitee-Mitglieder dazu auf, die „Weltperspektive“ der katholischen Kirche einzunehmen: „Rechtverstandene Katholizität schaut über den Tellerrand eigener Interessen hinaus und sie erschöpft sich nicht in innerkirchlicher Nabelschau“. Katholisch-Sein bedeute letztlich „nicht Uniformität“, vielmehr sei „innerkatholischer Pluarlismus als Gewinn und Chance“ zu begreifen. (ck/kbr)
Schmid als Landeskomitee-Vorsitzender wiedergewählt
Vertreter der katholischen Laien in Bayern bestimmen Präsidium für neue Amtsperiode
Würzburg, 20. April 2013. Albert Schmid bleibt für weitere vier Jahre Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Die Mitgliederversammlung wählte Schmid, der seit seiner ersten Wahl 2009 an der Spitze der katholischen Laien im Freistaat steht, am Samstag, 20. April, in Würzburg mit 55 von 60 abgegebenen Stimmen. Schmid war als einziger Kandidat für die Wahl nominiert.
Schmid (67), seit 20 Jahren Mitglied des Landeskomitees, leitete von 2000 bis zu seiner Pensionierung 2010 das Nürnberger Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Der langjährige SPD-Politiker war zuvor unter anderem Fraktionsvorsitzender seiner Partei im bayerischen Landtag sowie stellvertretender Landesvorsitzender. Der promovierte Jurist begann seine politische Laufbahn 1972 im Alter von 26 Jahren als Bürgermeister von Regensburg und wurde 1978 als bislang jüngster beamteter Staatssekretär ins Bundesbauministerium berufen.
Bei der Vollversammlung bestätigten die Landeskomitee-Mitglieder auch die drei Stellvertreter des Vorsitzenden in ihrem Amt: Gisela Häfele, Vorsitzende der Katholischen Elternschaft Deutschlands, Landesverband Bayern, Elfriede Schießleder, Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Bayerischer Landesverband, und Joachim Unterländer, sozialpolitischer Sprecher der CSU-Landtagsfraktion.
Neben dem Präsidium wurden die zehn Verbändevertreter im Geschäftsführenden Ausschuss des Landeskomitees gewählt: Willi Breher, Geschäftsführer des Kolpingwerks, Landesverband Bayern; Lieselotte Feller, stellvertretende Landesvorsitzende des Katholischen Deutschen Frauenbundes, Landesverband Bayern; Klaus-Stefan Krieger, Vorsitzender der Katholiken in Wirtschaft und Verwaltung (KKV), Landesverband Bayern; Ursula Lay, Landesvorsitzende der Katholischen Erziehergemeinschaft in Bayern; Gerhard Lux, Stellvertretender Vorsitzender Bund Katholischer Unternehmer; Elisabeth Maskos, Vorsitzende des Sozialdienstes katholischer Frauen, Landesverband Bayern; Wilfried Mück, Verwaltungsdirektor des Deutschen Caritasverbandes, Landesverband Bayern; Simon Müller-Pein, Landesvorsitzender des BDKJ Bayern; Brigitte Rüb-Hering, Vorsitzende der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung, Landesarbeitsgemeinschaft Bayern; Rita Spangler, delegierte der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands, Landesarbeitsgemeinschaft in Bayern. (ck/kbr)