Vollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern
Keine Stellungnahme zur Entlassung eines Laien in Regensburg
Das Bistum soll die Angelegenheit in eigener Regie klären
Neumarkt, 5. April 2003 (ILK) Die Vollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern hat keine eigene Stellungnahme zum Vorgehen des Bischofs von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, gegen das Mitglied des Diözesanrates Regensburg, Johannes Grabmeier, abgegeben. Der Bischof will Grabmeier aus seinen Funktionen als Vorsitzender des Dekanatrates Deggendorf-Plattling und als Mitglied des Diözesanrates Regensburg entlassen. Er gehöre einer Bewegung an, die sich nicht nur gegen die Person des Bischofs, sondern auch grundsätzlich gegen das Bischofsamt der katholischen Kirche ausgesprochen habe, hieß es dazu in einer Pressemitteilung des Regensburger Ordinariates.
Die Vorsitzende der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands im Erzbistum München und Freising, Rita Spangler, hatte sich für eine Stellungnahme der Vollversammlung ausgesprochen. Sie sehe darin einen Präzedenzfall für die Behandlung von Laien in einem Laiengremium. Der Vorsitzende des Diözesanrates der Katholiken im Erzbistum München und Freising, Professor Alois Baumgartner, sagte, es sei „bedrückend“, was in Regensburg geschehen sei. Es solle jetzt aber durch eine grundsätzliche Stellungnahme des Landeskomitees kein Öl ins Feuer gegossen werden. Er hoffe, dass sich die Angelegenheit in Regensburg selbst beilegen lasse.
Der langjährige, ehemalige Vorsitzende des Landeskomitees, Professor Bernard Sutor sagte, die strengen Maßstäbe, die an Grabmeier wegen seiner von Bischof Müller kritisierten Mitgliedschaft in der kirchenkritischen Bewegung „Wir sind Kirche“ angelegt würden, ließen sich auch an andere Gruppen am rechten Rand anlegen. Auch diese müssten dann als nicht mehr zur Kirche gehörig behandelt werden. Sutor empfahl, solche Gruppen „möglichst zu integrieren und Pluralität auszuhalten“. Der Delegierte des Diözesanrates Regensburg, Alfons Mayer, sagte, der Vorstand des Diözesanrates habe über die Angelegenheit mehrere Stunden ohne Ergebnis beraten. Der Vorstand habe sich zurückgehalten. Es werde ein Gespräch mit Bischof Müller angestrebt, teilte Mayer mit. (wr)
Stellungnahme des Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Helmut Mangold, zu den Vorgängen um die Entlassung eines Dekanatsratsvorsitzenden im Bistum Regensburg
Neumarkt/Oberpfalz, Freitag, 4. April 2003 (ILK) In einer Presseerklärung des Bischöflichen Ordinariates Regensburg vom 2. April 2003 wurde mitgeteilt, dass der Bischof von Regensburg, Gerhard-Ludwig Müller, den Dekan des Dekanates Deggendorf-Plattling beauftragt hat, den Vorsitzenden dieses Dekanatsrates, Johannes Grabmeier, zu entlassen. Er soll auch von seinen Verpflichtungen als Mitglied des Diözesanrates der Diözese Regensburg entbunden werden, heißt es in der Presseerklärung.
Als Begründung für diese Maßnahme wird in der Presseerklärung angegeben, dass Grabmeier Mitglied in der Bewegung „Wir sind Kirche“ ist, die sich nicht nur in „unzähligen Erklärungen und polemischen Äußerungen“ gegen die Person von Bischof Müller, sondern auch grundsätzlich gegen das Bischofsamt der Katholischen Kirche ausgesprochen habe.
Als Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern kann und werde ich mich nicht in die inneren Angelegenheiten des Bistums Regensburg einmi-schen. Da der Vorgang in der Öffentlichkeit aber erhebliches Aufsehen erregt hat, will ich die Erwartung aussprechen, dass beide Seiten zu einer Klärung bei-tragen, damit die Irritationen und diffusen Spekulationen beendet werden.
Landeskomiteevorsitzender Mangold kritisiert Bundesregierung:
„Taktieren“ in der Wirtschafts- und Sozialpolitik lähmt die Bürger
In wichtigen Zukunftsfragen braucht das Land eine „große Koalition“
Neumarkt/Oberpfalz, 4. April 2003 (ILK) „Das Taktieren“ der Bundesregierung in der Wirtschafts- und Sozialpolitik hat zu Beginn der Vollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, dessen Vorsitzender Helmut Mangold, scharf kritisiert. Angesichts des hohen Reformdrucks in den Bereichen Sozial- und Familienpolitik, in der Wirtschaft und Arbeitswelt verunsichere das Taktieren der Regierung die Bürger, sagte Mangold am Freitag, 4. April, vor der Presse im oberpfälzischen Neumarkt. „Man blickt einfach nicht durch“, sagte er, zumal die Regierung zur Erarbeitung von Lösungen sich offenbar lieber externer Kommissionen als ihres eigenen Regierungsapparates bediene.
Die einzige Botschaft für viele Bürger scheine zu sein, dass die Zukunft insgesamt viel schlechter werde. Daraus entwickelten sich zwangsläufig diffuse Zukunftsängste, denen sich kaum einer entziehen könne. Dies führe zu einer fatalen Lähmung weiter Kreise der Bevölkerung. Das Landeskomitee als Repräsentanz der Diözesanräte und kirchlichen Verbände in den sieben bayerischen Bistümern erwarte künftig „bei allen politischen Kräften mehr Homogenität in wichtigen Zukunftsfragen“. Die Bürger hätten kein Verständnis mehr dafür, dass existenzielle Fragen zu Wahlkampfparolen missbraucht würden. Bundeskanzler Gerhard Schröder sollte langsam erkennen, dass er zur Durchsetzung harter Reformen „eigentlich eine große Koalition, zumindest eine virtuelle große Koalition“ brauche.
Bischöfe sollen Laienräte bei Entscheidungen wegen Finanzknappheit einbinden
Auch zur Entwicklung der Kirchenfinanzen angesichts zurückgehender Kirchensteuereinnahmen nahm Mangold kritisch Stellung. Wenn die Verantwortlichen in den Bistümern nun ihre Haushalte stetig reduzieren müßten, werde schon bald die Frage nach der Zukunft der pfarrlichen und außerpfarrlichen Seelsorge bisherigen Zuschnitts zu stellen sein. Erste Anfänge, Leistungen einzuschränken, seien erkennbar. Er appellierte an die Diözesanleitungen, neben ihrer Verwaltung auch den Priesterrat und die von den Gläubigen gewählten Laienräte in die voraussichtlichen Umstellungsprozesse einzubinden. Wenn auch in den bayerischen Diözesen ein Personalabbau sich einmal als unausweichlich herausstellen sollte, sei eine frühzeitige Einbindung der Gremien sehr wichtig.
In der innerkirchlichen Kommunikation werden nach Angaben Mangolds die Pfarrbriefe immer wichtiger. Die Entwicklung dieser gemeindenahen Medien sei eine „wahre Erfolgsstory“. 63 Prozent aller Katholiken benutzten den Pfarrbrief als regelmäßige, 17 Prozent sogar als ausschließliche Informationsquelle über Glaube und Kirche. Damit rangierten die Pfarrbriefe, die redaktionell eigenständig in den Pfarreien erstellt werden, mit weitem Abstand vor Kirchenzeitungen oder auch Fernseh- und Radiosendungen religiösen Inhalts. Er sehe einen dringenden Bedarf, Pfarrbriefe bei der Gestaltung und Herstellung professionell zu betreuen und zu unterstützen. Dieses Medium müsse „sehr viel ernster“ genommen werden, möglicherweise in enger Zusammenarbeit mit den jeweiligen Bistumszeitungen.
Mangold äußerte sich auch im Zusammenhang mit dem Irak-Krieg zum Verhältnis zu Muslimen und zur Spendenbereitschaft für die notleidenden Menschen in der Kriegsregion. Dabei würdigte er die Haltung von Papst Johannes Paul II., der auch gläubigen Muslimen deutlich gemacht habe, dass der Krieg im Irak kein Krieg im Namen des Christentums oder des Kreuzes sei. Die Ablehnung des Krieges in weiten Bevölkerungsteilen dürfe nicht auch zu einem Ausbleiben von Solidarität und Hilfsbereitschaft gegenüber leidenden Menschen führen. Die Fortführung der in zahlreichen Gemeinden Bayerns durchgeführten Friedensgebete sei ein heilsamer Weg, der auch lehren könne, wieder mehr an den Wert des Gebetes zu glauben. Das Landeskomitee befasst sich in Neumarkt am Freitag und Samstag, 4. und 5. April, mit dem Hauptthema „Gewalt in den Medien“ und wird dazu eine Erklärung verabschieden, die sich an Journalisten, die Werbewirtschaft, an die Landesmedienanstalten und ihre Gremien wie auch an die Nutzer von Medien richtet. (wr)
Absage an „Krawall-Fernsehen“ und Gewalt in den Medien
Landeskomitee der Katholiken will Verantwortung mobilisieren
Aufsicht mit Befugnissen über freiwillige Selbstkontrolle gefordert
Neumarkt/Oberpfalz, 5. April 2003 (ILK) Medien und Werbewirtschaft müssen moralisch und rechtlich stärker in Verantwortung genommen werden, wenn es um Gewaltdarstellungen geht. Die Verantwortung der Mediennutzer, insbesondere die von Eltern, soll im Interesse von Kindern und Jugendlichen gestärkt werden. Auf der Basis des zum 1. April in Kraft getretenen Jugendmedienschutz-Staatsvertrages müsse eine starke Aufsicht mit entsprechenden Befugnissen über die freiwillige Selbstkontrolle in den privaten Medien ausgeübt werden. Auch in den Telemedien, vor allem im Internet, müsse das gleiche Schutzniveau gelten wie in traditionellen Medien. Dies ist das Fazit einer Erklärung, die das Landeskomitee der Katholiken in Bayern bei seiner Frühjahrsvollversammlung am Samstag, 5. April, in Neumarkt in der Ober-pfalz verabschiedet hat.
Das Problem der Gewaltdarstellung steht nach Auffassung der aus allen Teilen Bayerns kommenden Delegierten des Landeskomitees zurecht im Vordergrund von Medienkritik. Gewalt besitze als Abweichung von der Norm einen besonderen Aufmerksamkeitswert und habe damit größere Chancen in den Medien als andere Themen. Tabus dürften aber nicht deswegen gebrochen werden, weil sich damit höhere Einschaltquoten erzielen ließen. Die Würde von Personen, auch von Sterbenden und Toten, dürfe nicht der Befriedigung voyeuristischer Neu-gierde geopfert werden, heißt es in dem besonders an die Journalisten gerichteten Teil der Erklärung.
Die Werbewirtschaft wird aufgefordert, die Programmformen genau anzuschauen und nicht nur nach Zielgruppen und Zuschauerquoten zu fragen. Dies gelte insbesondere für Sendungen, in denen Menschen in ihrem Achtungsanspruch verletzt, angeprangert, zur Schau gestellt oder verächtlich gemacht würden. Die Landesmedienanstalten und ihre Gremien werden in der Erklärung sogar zu geeigneten rechtlichen Schritten gegen eine sich häufende Telefonsexwerbung aufgefordert. Insbesondere müßten alle Darstellungen einer mediengerechten Überprüfung unterzogen werden, die brutal und exzessiv seien und den Eindruck einer schrankenlosen sexuellen Gefügigkeit suggerierten. Die Eltern von Kindern und Jugendlichen will das Landeskomitee „ermutigen“, Medien gemeinsam in der Familie zu nutzen und regelmäßig darüber zu sprechen. Medienkritik solle in der Familie und am Vorbild der Eltern orientiert gelernt werden.
Massiv kritisiert die Erklärung das sogenannte „Krawall-Fernsehen“, wo sich Teilnehmer an Talkshows oder Gerichtsshows gegenseitig beschimpfen, beleidigen und von Moderatoren sogar gegeneinander aufgestachelt würden. So solle ein Zuschauerinteresse gesteigert werden. Gewalt sei mehr als körperliche Gewalt und dürfe niemals Mittel zur Verbesserung der Quote sein. Verschärft und vervielfacht hätten sich Gewaltdarstellungen zusätzlich durch das weltweit verfügbare Internet. Hier müsse der Jugendmedienschutz „gezielt“ ausgebaut und ver-stärkt gesellschaftlich verankert werden. Die internationale Staatengemeinschaft müsse endlich ihrer Verantwortung für das Internet nachkommen. Für eine Förderung der Medienpädagogik, die nicht nur Kinder, sondern genauso Eltern und Erwachsene einschließe, sollten auch die Anbieter von Medieninhalten in die Pflicht genommen werden. (wr/ua)
Katholikengremien suchen medienpolitische Neubestimmung
Aktivierung des Jugendschutzes durch freiwillige Selbstkontrolle
Staatsvertrag zum Jugendmedienschutz seit 1. April in Kraft
München / Neumarkt, Oberpfalz, 2. April 2003 (ILK) Angesichts zunehmender Gewaltdarstellungen in einigen Medien und zugleich neuer gesetzlicher Anforderungen an den Jugendschutz sollen die Diözesanräte und katholischen Verbände in Bayern ihre medienpolitischen Positionen neu bedenken und bestimmen. Dies forderte im Vorfeld der Vollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, die sich am 4. und 5. April in Neumarkt in der Oberpfalz mit dem Thema „Gewalt in den Medien“ befassen wird, der geschäftsführende Direktor des St. Michaelsbundes in Bayern, Erich Jooß. Jooß ist auch Vorsitzender des Arbeitskreises Medien beim Landeskomitee, der die Tagung vorbereitet hat.
Seit dem 1. April ist der von Bund und Ländern gemeinsam getragene Staatsvertrag zum Jugendmedienschutz in Kraft. Darin werden die Anbieter von Medien zu einer freiwilligen Selbstkontrolle angehalten. Es komme nun darauf an, darauf zu achten, wie diese Selbstkontrolle eingerichtet und auch durchgeführt wird. Die freiwillige Selbstkontrolle sei eine der wichtigsten Fragen, wenn nicht sogar die zentrale Frage der Zukunft des Jugendschutzes, erklärte Jooß am Mittwoch, 2. April, in München. Es müsse aufmerksame Beobachter geben, die auch auf eine tatsächliche Einhaltung der eingegangenen Verpflichtung von Medienanbietern achteten.
In einigen Medien habe sich das Programmniveau deutlich verschlechtert. So entwickle sich die Telefon-Sexwerbung in bestimmten privaten Sendern immer massiver. Oft würden ganze Programmflächen von Telefon-Sexschaltungen beherrscht, so dass der Fernsehkonsument fast zwangsläufig damit konfrontiert werde. Auch in anderen Programminhalten werde die Menschenwürde mißachtet, wenn etwa in Pseudoexperimenten mit der Darstellung von Rollstuhlfahrern Behinderte zur Zielscheibe von Satire und Spott gemacht würden. Das Landeskomitee will in Neumarkt eine Erklärung gegen „Gewalt in den Medien“ verabschieden, die sich an Journalisten, an die werbende Wirtschaft, an die Landesmedienanstalten und ihre Gremien aber auch an die Mediennutzer, vor allem an Eltern und Jugendliche richten wird. (wr)