„Engagement aus christlichem Impetus“
Landeskomitee der Katholiken fordert Anerkennung von Ehrenamt im gesellschaftspolitischen Kontext Unterstützerkreise für Flüchtlinge in Pfarreien aller Bistümer
Burghausen, 15. November 2014. Für eine stärkere Anerkennung des ehrenamtlichen Engagements katholischer Laien im gesellschaftspolitischen Kontext haben die Mitglieder des Landeskomitees der Katholiken in Bayern plädiert. Es handle sich dabei nicht nur um einen „Ausdruck unserer religiösen Grundhaltung“, sondern auch des „zivilgesellschaftlichen Bewusstseins“, sagte der Landeskomiteevorsitzende Albert Schmid auf der Herbstvollversammlung der Laienvertreter am Freitag und Samstag, 14. und 15. November, in Burghausen. Das zeige sich aktuell vor allem im Engagement der Gläubigen für Flüchtlinge, so Schmid. Der Landeskomiteevorsitzende verwies auf die vielen Unterstützerkreise für Asylsuchende in Pfarrgemeinden aller bayerischen Diözesen, auf Sprachkurse durch Ehrenamtliche, Unterstützung bei Behördengängen oder Freizeitangebote.
In seinem Bericht wandte sich Schmid gegen eine „Ellenbogen-Interessen-Politik“ und stellte dagegen die Sorge um das Gemeinwohl in den Vordergrund, wie sie sich im Ehrenamt aus christlicher Motivation zeige. Hinter jeder ehrenamtlichen Tätigkeit müsse aber auch die entsprechende Kompetenz stehen. Im Gegenzug forderte Schmid eine Kultur der Wertschätzung, die sich beispielsweise in Regelungen für Dienstbefreiung oder Kostenerstattung ausdrücke.
Es sei der „christliche Impetus“, aus dem heraus sich Katholiken auch in Gesellschaft und Politik engagierten, unterstrich auch die Stellvertretende Landeskomiteevorsitzende Gisela Häfele in ihrer Einführung zum Studienteil der Vollversammlung, der sich mit dem Thema Ehrenamt befasste. „Wir bringen uns als Christen auch in die Gesellschaft ein, durch unsere ehrenamtliche Arbeit. Damit wirken wir identitätsstiftend für die Kirche und zugleich gemeinwohlstiftend für die Gesellschaft“, so Häfele.
Gerade in Bayern sei das Engagement der katholischen Laien nicht zu unterschätzen, erklärte in ihrem Vortrag Elfriede Schießleder, Stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees und Vorsitzende des Bayerischen Landesverbandes des Katholischen Deutschen Frauenbundes. Auch eine säkulare Gesellschaft brauche die Kirche im Sinne des Diktums des Staatsrechtlers Ernst-Wolfgang Böckenförde, wonach der säkularisierte Staat von Voraussetzungen lebe, die er selbst nicht garantieren könne. „Die Kirche ist ein gesellschaftliches Korrektiv zur Politik“, so Schießleder. Sie verwies auf den „langen Atem“ des Ehrenamts, der über „Projekte aus aktueller Not“ hinausreiche. (ck)
„Sorge um Flüchtlinge ist Christenpflicht“
Vorsitzender des Landeskomitees Schmid würdigt Engagement in Pfarreien für Asylsuchende
Burghausen, 15. November 2014. Mit Blick auf die aktuelle Lage von Flüchtlingen hat Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, es eine „Christenpflicht“ genannt, sich um Fremde und Asylsuchende zu kümmern. „In der der 53. Benedikt-Regel heißt es: In dem Fremden, der zu uns kommt, sollen wir Christus erkennen. Aus dieser Quelle speist sich unser Engagement“, erklärte Schmid bezugnehmend auf eine der Grundregeln des Benediktinerordens in seinem Bericht bei der Vollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 15. November, in Burghausen. Der Landeskomitee-Vorsitzende verwies sowohl auf eine „Eloquenz der Gestik“, wie sie sich etwa im Besuch von Flüchtlingen auf der italienischen Insel Lampedusa durch Papst Franziskus vermittelt habe, als auch auf die Unterstützung von Asylsuchenden in Hunderten von Pfarreien in ganz Bayern als vielfältige Zeugnisse katholischen Engagements für Flüchtlinge: „Katholizität hebt die Unterscheidung zwischen fremd und einheimisch auf.“
In der aktuellen Debatte über Sterbehilfe bekräftigte Schmid sein „klares Postulat“ gegen jede Form organisierter Selbsttötungshilfe und für eine Ausweitung der Hilfe durch Hospize, Palliativmedizin und häuslich-nachbarschaftliche Begleitung. Erneut verlieh Schmid seinem Entsetzen Ausdruck über den Fall eines belgischen Strafgefangenen, der nach 30 Jahren im Gefängnis seinem Leben ein Ende setzen wollte und dies vor Gericht durchsetzen konnte.
Im Zusammenhang mit der Familiensynode im Vatikan unterstrich Schmid, dass die Ehe als eine „Zukunftsattraktion“ und keineswegs als ein Auslaufmodell zu betrachten sei: „So viele junge Leute wollen diese gelingende Erfahrung machen.“ Die Unauflöslichkeit der Ehe schränke nicht ein, sondern sei vielmehr eine Verheißung.
Schmid verwies schließlich auf die Rolle der katholischen Laien bei der Umsetzung der Energiewende in Bayern. So sei das Landeskomitee von der Bayerischen Staatsregierung in den Energie-Dialog einbezogen worden. Die Energiewende stelle „nicht nur eine Strom-Wende“ dar, sondern bedürfe Anstrengungen in vielen Bereichen, so etwa bei der Gebäudesanierung, in der Industrie oder bei der Mobilität. (ck/uq)
Landeskomitee der Katholiken für neue Asylpolitik
Katholische Laien setzen sich für Willkommenskultur statt Abwehrpolitik ein
Burghausen, 15. November 2014. Für eine „grundlegende Neuausrichtung der Migrations-, Integrations- und Asylpolitik“ haben sich die Mitglieder des Landeskomitees der Katholiken in Bayern ausgesprochen. Es gehe um eine Wende „weg von Abwehrpolitik gegenüber eingewanderten und künftig einwandernden Menschen hin zu einer Willkommenskultur“, so die katholischen Laien in einem Beschluss, den sie auf ihrer Herbstvollversammlung am Samstag, 15. November, in Burghausen auf Antrag des Bundes der Deutschen Katholischen Jugend Bayern fassten.
Europa brauche „mehr Solidarität und Menschlichkeit bei der Aufnahme von Flüchtlingen“, heißt es in dem Beschluss. So solle etwa das sogenannte Dublin-System abgeschafft werden, damit anstelle des Einreisestaats „derjenige Staat für ein Asylverfahren zuständig sein sollte, in dem die Asylsuchenden ihren Antrag stellen möchten“. Zugleich gelte es ein „faires und transparentes Verfahren zur Festlegung von Aufnahmequoten und einen solidarischen Lastenausgleich innerhalb der Europäischen Union“ festzulegen.
Um faire Asylverfahren zu gewährleisten, setzen sich die Laienvertreter für mehr Personal zur Prüfung der Anträge ein: „Jeder Mensch hat den Anspruch auf ein faires und gerechtes Asylverfahren nach einheitlichen Maßstäben.“ Daneben müssten auch die Stellen für Betreuung und Begleitung aufgestockt werden. Stärkerer Unterstützung bedürfe auch ehrenamtliches Engagement vor Ort. Dies gelte vor allem für das Ziel einer gelingenden Integration: Hier sollten Kirchen, Pfarrgemeinden, Verbände und Vereine einbezogen und Konzepte der Teilhabe entwickelt werden. Dafür müssten sowohl die Kommunen, aber auch ehrenamtliche Initiativen vor Ort vom Freistaat finanziell wie fachlich mehr unterstützt werden.
Schließlich sei auch entscheidend, Wirtschafts- und Lebensstile „grundlegend zu überprüfen, um für alle Menschen weltweit und für kommende Generationen eine hohe Lebensqualität zu sichern“. So setzen sich die Laienvertreter für „weltweite Gerechtigkeit und eine gerechte Weltwirtschaftsordnung“ ein, um auch die Ursachen von Flucht zu bekämpfen. (ck)