Landeskomitee befürchtet schweren Schaden für kirchliches Leben
Stellungnahme zu Plänen, Regensburger Diözesanrat abzuschaffen
Thesen zur Bedeutung ehrenamtlicher Laienarbeit in Räten und Verbänden
Ebermannstadt/Landkreis Forchheim, 12. November 2005 (ILK) Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern, das die Diözesanräte, Verbände und freien Initiativen in den sieben bayerischen Bistümern repräsentiert, hat sich besorgt über die Zukunft der Laienräte in der Diözese Regensburg und entsprechende mögliche Auswirkungen auf ganz Bayern und darüber hinaus geäußert. Die Delegierten des Landeskomitees äußerten sich bei ihrer Vollversammlung am 11. und 12. November im oberfränkischen Ebermannstadt in einer einstimmig verabschiedeten Stellungnahme zu Plänen, den Diözesanrat im Bistum Regensburg in seiner bisherigen Form abzuschaffen.
Mit Betroffenheit, so die Erklärung, müsse festgestellt werden, dass die Regensburger Pläne in ganz Bayern Irritationen ausgelöst hätten, die zur Demotivierung unter engagierten Laien führen könnten, die die pastorale Arbeit mittrügen. Wörtlich heißt es in dem Text: „Wir befürchten, dass das kirchliche Leben und die pastorale Arbeit in den bayerischen Diözesen dadurch schweren Schaden nehmen.“ Zugleich begrüßten die Delegierten dankbar, dass die Arbeit von Räten und Verbänden in anderen bayerischen Bistümern Wertschätzung und Unterstützung erfahre, und dass „viele Bischöfe“ dies auch zum Ausdruck gebracht hätten.
Die Vollversammlung bat alle Beteiligten eindringlich, sich um einen offenen und konstruktiven Dialog „zur Wiederherstellung geschwisterlichen Miteinanders zu bemühen“. Das Landeskomitee halte an dem Grundsatz fest, dass bei einer Debatte um die Veränderung der Rätearbeit alle Betroffenen von an Anfang an strukturell eingebunden sein müssten. Dabei sei es dringlich erforderlich, gegenseitiges Einvernehmen herzustellen. In der vorausgehenden Diskussion hatten Delegierte darauf Wert gelegt, dass die Stellungnahme „keine persönlichen Angriffe“ auf den Bischof von Regensburg, Gerhard Ludwig Müller, enthalte. Ferner wurde festgestellt, dass die Pläne in Regensburg zu einer großen Enttäuschung engagierter Laien geführt hätten und gerade im Vorfeld der kommenden Pfarrgemeinderatswahlen demotivierend wirkten.
Der Leiter des katholischen Büros Bayern, Prälat Valentin Doering, hatte in einem geistlichen Wort gesagt, den öffentlichen Auseinandersetzungen sei zu entnehmen, dass es in Regensburg demnächst einen Diözesanrat im Sinne der Gemeinsamen Synode der Bistümer in der Bundesrepublik Deutschland nicht mehr geben werde. Als Bischöflicher Beauftragter des Landeskomitees könne er dies nicht einfach schweigend zur Kenntnis nehmen. Er drücke die Erwartung aus, dass unbeschadet der Verantwortung eines Diözesanbischofs und seiner damit verbundenen Rechte „theologische und pastorale Begründungen gegeben werden, die das Vertrauen in die Akzeptanz der Laienarbeit durch den Bischof erhalten und bestärken, vielleicht da und dort wieder herstellen“.
Die Vollversammlung verabschiedete einstimmig grundlegende Thesen zur Bedeutung und Notwendigkeit der ehrenamtlichen Laienarbeit in Räten und Verbänden der bayerischen Diözesen. Darin wird unter anderem auf die in Deutschland geltende Form des organisierten Laienapostolates, die in jedem Bistum auch einen Diözesanrat vorsieht, hingewiesen. Diese Form sei in Jahrzehnten im Einvernehmen mit dem kirchlichen Amt gewachsen. Sie sei von der Gemeinsamen Synode bestätigt worden. Nach Inkrafttreten des neuen kirchlichen Gesetzbuches von 1983 sei sie auch in der Gemeinsamen Konferenz von Deutscher Bischofskonferenz und Zentralkomitee der deutschen Katholiken überprüft und beibehalten worden. Diese bewährten Formen des organisierten Laienapostolats dürften nicht gefährdet oder gar leichtsinnig über Bord geworfen werden. Das Wirken der Kirche in der Gesellschaft und das ehrenamtliche Engagement der Laien in der Kirche würden dadurch in unverantwortlicher Weise geschwächt. Die gewachsenen Formen des Laienapostolates müssten im Gegenteil nach Kräften gefördert und ihrer „mitverantwortlichen und mitentscheidenden Rolle“ weiter ausgebaut werden. (wr/ua)
Katholische Laien leisten wichtigen Dienst für Kirche und Gesellschaft
Erzbischof Schick und Professor Maier beim Landeskomitee der Katholiken
Kritik an Plänen zur Abschaffung des Diözesanrates in Regensburg
Ebermannstadt, Landkreis Forchheim, 11. November 2005 (ILK) Die Bedeutung und Notwendigkeit der ehrenamtlichen Laienarbeit in Katholikenräten und kirchlichen Verbänden haben zum Auftakt der Herbstvollversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern der Erzbischof von Bamberg, Ludwig Schick, und der langjährige ehemalige Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Professor Hans Maier, betont. Viele Frauen, Männer und auch Jugendliche übten diesen Dienst in den Laiengremien der Pfarreien, Dekanate und Bistümer in hervorragender Weise aus, sagte Erzbischof Schick am Freitag, 11. November, im Tagungsort der Vollversammlung, der Landvolkshochschule Feuerstein im oberfränkischen Ebermannstadt. Alle bayerischen Bischöfe hätten zum Abschluss der Freisinger Bischofskonferenz diesen Dienst gewürdigt und gemeinsam zu aktiver Teilnahme an den Pfarrgemeinderatswahlen im kommenden Frühjahr aufgerufen.
In einer vielfach von Pessimismus, Frustration und Entsolidarisierung geprägten Welt müsse es eine Kirche geben, die den Menschen die Freude an Gott und damit die Freude am Leben, an Zukunft, Gemeinschaft, Solidarität und Nächstenliebe schenke. Um dieses Ziel zu erreichen, stehe an erster Stelle die Sendung der Kirche, zu der durch Taufe und Firmung alle verpflichtet seien, an zweiter die Gemeinschaft und ihre Strukturen. Oft sei das Letztere das Wichtigere geworden, sagte der Erzbischof. Dadurch sei Konfliktpotential entstanden. Es werde unter anderem gefragt, welche Mitbestimmungsformen es gebe und wer wichtiger sei. Schick warnte davor, sich mit Struktur- und Mitbestimmungsdebatten zu zerfleischen. Die Strukturen der Gemeinschaft müssten so organisiert werden, dass die Kirche entsprechend den Beschlüssen des II. Vatikanischen Konzils und der Würzburger Synode als Gemeinschaft des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe „den Anbruch der Heilszeit Gottes“ verkünde. Jesus Christus selbst sei und bleibe der Mittelpunkt der Kirche.
Nach den Worten von Professor Maier seien durch die Würzburger Synode in der deutschen Kirche synodale Elemente an wichtigen Stellen eingeführt worden. Am umfassendsten sei dies bei den Strukturen der Mitverantwortung in Pfarreien, Dekanaten und Diözesen geschehen. So seien auf Diözesanebene jeweils ein Diözesanpastoralrat und ein Katholikenrat der Diözese eingeführt worden. Während im Pastoralrat Priester, Ordensleute und Laien durch Beratung des Bischofs an der Willensbildung und Entscheidungsfindung mitwirkten, sei es Aufgabe der Diözesanräte als vom Bischof anerkannte Organe des Laienapostolats im Sinne der Konzils die apostolische Tätigkeit im Bistum zu fördern und zu koordinieren. Während Pastoralräte unter Leitung des Bischofs im Namen der Kirche handelten, seien Diözesanräte Gremien, die nicht notwendig im Namen der Kirche handelten, wohl aber zur Welt hin sprächen und so dem Gesamtapostolat der Kirche dienen sollten.
Unter Hinweis auf die Diskussionen um eine mögliche Abschaffung des Diözesanrates im Bistum Regensburg fragte Maier, ob diejenigen, die gewachsene Strukturen kirchlicher Räte beseitigen oder beschneiden wollten, von sich sagen könnten, sie hielten sich an die Texte des Konzils oder ob sie diese in Wahrheit nicht verleugneten. Er fragte weiter, ob sie nicht die Beschlüsse der Würzburger Synode, die eine legitime Auslegung des Konzils für Deutschlands darstellten, negierten. Christen dürften sich kein hochmütiges Nein gegenüber weltlichen Einrichtungen erlauben, wie es Verbände und Räte, Rechtssätze und Wahlordnungen seien. Sie müssten auch hier den Eigenstand der Welt ernst nehmen, „der demokratischen Welt, in der die Kirche heute lebt“. Nur dann könne sie im Sinne der Kirchenkonstitution des II. Vatikanischen Konzils dafür wirken, dass die Botschaft des Evangeliums die Menschen überall auf der Erde erreiche.
Zuvor hatte Maier in einer Pressekonferenz die Rechtmäßigkeit einer möglichen Auflösung des Diözesanrates in Regensburg durch Anordnung des Bischofs bestritten. Der Bischof sei auch nach dem Kirchenrecht nicht das Haupt des Diözesanrates. Wenn Satzungen für dieses Gremium geändert müssten oder das Gremium selbst abgeschafft werden solle, müsse dies zuvor mit ihm besprochen werden. Die Vorgaben der Würzburger Synode seien für alle deutschen Bistümer „konstitutiv“. Der Vorsitzende des Landeskomitees, Helmut Mangold, lehnte eine Neuordnung, wie sie sich in Regensburg abzeichne, ab. Er bedauerte, dass ein Vermittlungsangebot des Landeskomitees vom Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller nicht angenommen worden sei. (wr/ua)