Neuer Schwung für das Schulgebet in Bayern
Initiative von Katholiken für bunte Vielfalt des Betens
Kindgemäßes „Gebetbuch von Kindern für Kinder“ vorgestellt
München, 30. September 2004 (ILK) Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern will dem Schulgebet in Bayerns Schulen neuen Schwung geben. Vor allem in den Grund-, Haupt- und Förderschulen soll das Schulgebet auch künftig in der Vielfalt seiner Gestaltungsmöglichkeiten ein „unverzichtbarer Bestandteil des Zugangs von Kindern zu Religion und Glaubensfragen“ sein. Dies erklärte der Stellvertretende Vorsitzende des Landeskomitees und bayerische Landtagsabgeordnete, Joachim Unterländer (CSU), am Donnerstag, 30. September, vor der Presse in München.
Vorgestellt wurde ein neues „Gebetbuch von Kindern für Kinder“, das gemeinsam vom Landeskomitee und von einem der mit 14.000 Mitgliedern größten Pädagogenverbände im Freistaat, der Katholischen Erziehergemeinschaft (KEG) in Bayern jetzt herausgegeben worden ist. Diese von Kindern selbst entwickelten Gebetsanregungen seien das beeindruckende Ergebnis einer Gemeinschaftsinitiative von Kindern und Lehrkräften, sagte Unterländer, der auch familienpolitischer Sprecher seiner Fraktion im Landtag ist. Zugleich sehe er darin einen zukunftsweisenden konzeptionellen Ansatz für Religionsunterricht und Schulgebet. Religiöses Leben an der Schule sei und bleibe für eine wertorientierte Erziehung und Bildung wichtig, sonst würde die Schule auf eine „Anstalt des Verwertungswissens“ reduziert.
Für den Vorsitzenden der KEG auf Landes- und Bundesebene, Bernhard Buckenleib, soll das neu in einem schmalen Bändchen vorgelegte Gebetbuch das bisher in einem Exemplar pro Klasse zur Verfügung stehende Gebetbuch ergänzen. Dieses sei nahezu ausschließlich auf traditionelle Gebete orientiert und werde der heutigen Situation von Schulklassen mit ihrer unterschiedlichen Zusammensetzung nach Nationalitäten und Religionszugehörigkeit nicht mehr gerecht. Es müssten auch selbst gestaltete Gebete, Meditation, Gesang und anderes mehr hinzukommen, was zum Alltag der Kinder eine Beziehung habe. Buckenleib geht davon aus, dass für die Lehrkräfte an den Grund-, Haupt- und Förderschulen das tägliche Schulgebet nach wie vor eine Selbstverständlichkeit sei. Mit dem neuen Gebetbuch solle die wertvolle Arbeit der Lehrer an den Grundschulen unterstützt werden.
Der Geschäftsführer des Landeskomitees, Karl Eder, erklärte, der Vorstoß des Landeskomitees für eine Intensivierung des Schulgebetes ziele nicht darauf ab, Andersdenkende zu vereinnahmen. Es werde ausdrücklich auch Rücksicht auf Schüler genommen, die bewusst nicht am Gebet teilnehmen, obgleich sie mit ihren betenden Klassenkameraden im selben Raum versammelt sind. Unter Hinweis auf Gottesdienste und Gebete anlässlich der Amokläufe an Schulen in Erfurt und Freising sagte Eder, wenn das Gebet lediglich ein Reaktionsmechanismus auf außergewöhnliche schlimme Ereignisse sei, könne es seine volle Funktionsvielfalt nicht entwickeln. Christliches Beten lebe vielmehr von regelmäßiger Übung in Kirche, Familie und auch Schule: „Erst wenn sich das Gebet im Alltag bewährt, kann es zum Rückgrat in Notlagen werden.“
In vielen der von Kindern selbst formulierten Gebetstexte spiegeln sich deren Schulalltag und Probleme wider. So bittet Laura aus der ersten Klasse Gott um Hilfe, „dass es keine Außenseiter in der Schule und im Leben mehr gibt“. Matthias aus der ersten Klasse möchte in seiner Familie und bei seinen Freunden „gut miteinander leben und spielen können“. Krieg und Terrorszenarien, verbunden mit Wunsch nach Frieden sind ein häufiges Gebetsanliegen: „Lass die Menschen einsehen, dass Kriege keinen Sinn haben“, formuliert Kathrin aus der vierten Klasse. Auf Sicherheit beim täglichen Schulweg ist eine Erstklässlerin bedacht: „Beschütze mich jeden Tag auf allen meinen Wegen“. Aber auch Lebensfreude und Dank werden ausgesprochen. Vincent aus der vierten Klasse reimte: „Gott, ich hab ein Lied auf den Lippen, ich verlier nie den Mut, die Sonne im Herzen, und alles wird gut.“ (wr)