Mindestlohn: eine Frage der Menschenwürde
Landeskomitee der Katholiken fordert an christlichen Werten orientierte Sozialpolitik
München, 29. Oktober 2010. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern fordert eine Politik, die sich stärker an christlichen Werten orientiert und so Spaltung und Chancenungleichheit überwindet. „Verfestigte oder gar steigende Armut, dauerhaftes Niedrigeinkommen und gesellschaftliche Spaltung sind mit einer am Menschen und Gemeinwohl orientierten Politik nicht vereinbar“, sagt Albert Schmid, der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, in einer Erklärung, die das gesamte Präsidium des Landeskomitees verabschiedete. Als Beispiele für eine solche Politik nennt die Erklärung eine Grundsicherung, die echte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht, eine Reform der Alterssicherung und eine wirksame Mindestlohnregelung.
„Rentner, junge Erwachsene, Arbeitssuchende, gering Qualifizierte und Leistungsschwächere, Alleinerziehende und große Familien können aufgrund ihrer materiellen Situation nicht am gesellschaftlichen Leben chancengleich teilhaben“, so die Erklärung. Besonders Familien seien betroffen. Deshalb sei eine Grundsicherung, die echte Teilhabe ermögliche, insbesondere für Kinder, Eltern und Leistungsschwächere nötig. Zentral sei auch eine „wirksame Mindestlohnregelung, damit erwerbstätige Menschen sich und insbesondere ihre Familien von ihrem Lohn ernähren können“. Das Landeskomitee leitet diese Forderung aus den kirchlichen Sozialenzykliken wie „Laborem Exercens“ ab und betont, dass ein Mindestlohn auch eine Frage der Menschenwürde sei, denn „Einkommen ist in einer an sich sehr reichen Leistungs- und Marktgesellschaft der wichtigste Ausdruck für Achtung und Anerkennung“.
Darüber hinaus fordert das Landeskomitee, bei der Alterssicherung ein System einzuführen, das sich an dem von kirchlichen Verbänden vorgelegten „Modell für ein familiengerechtes und solidarisches System der Alterssicherung in der Bundesrepublik Deutschland“ orientiert. Es schaffe eine verlässliche Basis für das Alter, ohne Leistungsanreize zu verringern oder nachfolgende Generationen über Gebühr zu belasten. Auch über ein bedingungsloses Grundeinkommen als mögliche Lösung müsse eine Diskussion geführt werden. „Maßstab der Wirtschaft sind der Mensch und seine Bedürfnisse“, heißt es in der Stellungnahme.
Die Erklärung wurde von den Sachausschüssen „Arbeit – Wirtschaft – Umwelt“ sowie „Soziale und caritative Fragen“ des Landeskomitees der Katholiken in Bayern erarbeitet und kann im vollen Wortlaut hier nachgelesen werden. (gob)