„Strukturen, die Missachtung Schwächerer bedeuten“
Landeskomitee der Katholiken in Bayern kritisiert in Broschüre „fragwürdige sozialpolitische Entwicklungen“
München, 12. Juni 2015. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern kritisiert in seiner aktuellen Ausgabe der Schriftenreihe „Zeitansagen“ auch „in Deutschland Verhaltensweisen und Strukturen, die offen oder verdeckt eine Missachtung Schwächerer bedeuten“. Das vom Sachausschuss „Arbeit – Wirtschaft – Umwelt“ erarbeitete Heft mit dem Titel „Wirtschaft für Frieden, Achtung und Teilhabe – das Evangelium heute leben“ versteht sich als ein „Kommentar zu den sozial- und wirtschaftspolitischen Passagen des Apostolischen Schreibens ,Evangelii Gaudium῾ von Papst Franziskus“. Die Relevanz des päpstlichen Schreibens ergebe „sich aus fragwürdigen sozialpolitischen Entwicklungen und Situationen hierzulande, die wir in diesem Text aufgreifen wollen“, so Landeskomitee-Vorsitzender Albert Schmid im Vorwort.
Papst Franziskus liefere eine „ungeheure Provokation für das in weiten Kreisen der Elite für selbstverständlich gehaltene Weltbild, in dem maximales Glück und Wohlstand nur möglich sind, wenn jeder seinen Nutzen maximiert“, erklärt Schmid. Es sei ein Gebot christlichen Handelns, „Missstände auch bei uns in Bayern aufzuspüren und zu beseitigen“, fordert der Vorsitzende des Landeskomitees.
Zu den Missständen zählt die Broschüre die Benachteiligung von „Kindern einkommensschwacher Eltern“, von „Eltern, die während und nach einem langen Familien-, Kindererziehungs- oder Angehörigenbetreuungs-Leben viel häufiger als Kinderlose in Familien- und Altersarmut geraten“, oder von „Menschen mit Migrationsgeschichte, denen so manche Bürger nur aufgrund ihrer Herkunft mit einem verletzenden Misstrauen und Vorurteilen begegnen“. Mehr Achtung müssten auch die „wirtschaftlich Leistungsschwachen“ erfahren, „auf die wir herabblicken, weil immer noch bei so manchem sein Ansehen, sein ,Wert῾ nach seinem wirtschaftlichen oder Berufsstatus bemessen wird“. Missstände bemängelt das Landeskomitee zudem im Bereich der Pflege, wo viele Bedürftige vernachlässigt würden, und im Umgang mit „Erwerbstätigen, die zu sehr als Produktionsgut, also als ,Sache‘, und die Arbeit nicht als Sinnentfaltung behandelt wird“.
Daneben gelte es aber auch die Menschen in den Blick zu nehmen, „die – besonders in Entwicklungsländern – mit extrem niedrigen Löhnen und unter gesundheitsschädlichen Arbeits- und Umweltbedingungen einen zu hohen Preis für unseren Wohlstand zahlen“. Kritik übt die Broschüre schließlich auch an der Massentierhaltung, der die christliche „Verantwortung für das Geschenk des Lebens für jede Kreatur“ widerspreche, und an einem „Konsumismus, der den Konsum zum wichtigsten Selbstzweck erhebt und unsere Umwelt zum Schaden unserer Kinder und anderer Völker zu sehr ausplündert“. (ck)
Hinweis: Die Zeitansage Nr. 17 „Wirtschaft für Frieden, Achtung und Teilhabe – das Evangelium heute leben. Ein Kommentar zu den sozial- und wirtschaftspolitischen Passagen des Apostolischen Schreibens ,Evangelii Gaudium῾ von Papst Franziskus“ kann gegen eine Schutzgebühr von 0,50 Euro bestellt werden beim Landeskomitee der Katholiken in Bayern, Schäfflerstraße 9, 80333 München, Telefon 089/2137 2800, E-Mail: info@landeskomitee.de.