„Mit der säkularen Welt in Dialog treten“
Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern: Kirche hat „Mehrwert“ anzubieten
Prag, 11. November 2011 Einen „Dialog mit der säkularen Welt, gespeist aus dem Dialog, den Gott mit uns sucht“, hat der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, gefordert. In seinem Bericht auf der Herbstvollversammlung des Landeskomitees am Freitag, 11. November, in Prag erinnerte Schmid an die „Zeugnisverantwortung gegenüber dieser säkularen Welt“. Dies verlange vor allem „Selbstverortung und Selbstvergewisserung“.
In diesem Zusammenhang verwies Schmid auf den Deutschlandbesuch des Papstes im Herbst, den er als „einen der Höhepunkte dieses Pontifikats“ bewertete. Schmid bezog sich auf die Papstrede im Bundestag über Natur und Vernunft als Grundlagen des freiheitlichen Rechtsstaates sowie an die Ansprache in Erfurt und forderte: „Wir müssen auf der Höhe dieser Ansprachen in den Dialog eintreten.“ In dieser Hinsicht bedeute der vom Papst gebrauchte Begriff der Entweltlichung „nicht Rückzug aus dieser Welt“, sondern, als „Gegenbegriff zur Säkularisierung“, dass die Kirche der „säkularen Welt einen Mehrwert“ anzubieten habe.
Schmid regte einen Studientag an, um sich „dem, was der Papst inhaltlich thematisiert und zur Diskussion gestellt hat, innerlich, auch spirituell und intellektuell, zu öffnen“. Die ethischen und demokratiepolitischen Konsequenzen, die sich daraus ergäben, könnten dann Gegenstand des gesellschaftspolitischen Clubs des Landeskomitees sein.
Mit Blick auf den nächsten Katholikentag nannte Schmid die „Eine-Welt-Verantwortung“ als einen möglichen Schwerpunkt, bei dem man ethische Maßstäbe benennen könne: „Die Eine-Welt-Thematik ist die katholische Antwort auf die globale Welt.“ Dazu gehöre letztlich auch die Verantwortung gegenüber dem Schicksal von Flüchtlingen: „Es ist erschreckend, was mit Flüchtlingen aus der arabischen Welt geschieht, unverantwortlich, wie mit afrikanischen Flüchtlingen im Mittelmeerraum umgegangen wird.“ (ck/gob)
„Zusammenarbeit mit Kirche liegt im Interesse des Staates“
Podiumsdiskussion zum Stat-Kirche-Verhältnis bei der Vollversammlung des Landeskomitees in Prag
Prag, 12. November 2011 In der aktuellen Debatte über das Verhältnis von Kirche und Staat muss laut dem Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, deutlich werden, dass „es im Interesse des Staates liegt, mit der Kirche zusammenzuarbeiten“. Bei einem Podiumsgespräch zum Staat-Kirche-Verhältnis im Rahmen der Herbstvollversammlung des Landeskomitees am Freitag, 11. November, in Prag sagte Schmid: „Es handelt sich dabei nicht um eine Privilegierung der Kirche, sondern um eine Wahrnehmung der Interessen des Staates.“
Schmid regte an, nicht allein im nationalstaatlichen Rahmen zu diskutieren, sondern die „Fragestellung auf das Europa der 27 auszuweiten“. Das partnerschaftliche Verhältnis zwischen Kirche und Staat in Deutschland könne dabei zum einem „Exportmodell“ werden. Schließlich könne der Staat „ein abgestuftes Verhältnis zu den Kirchen und Religionsgemeinschaften haben – nach dem Grad der Übereinstimmung mit seiner Werteordnung“.
An der Podiumsdiskussion unter dem Titel „Staat ohne Kirche – Kirche ohne Staat? Christen bezeugen ihren Glauben in einer säkularen Gesellschaft“ beteiligten sich neben Schmid der Prager Erzbischof Dominik Duka OP, der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller, der Pilsener Bischof František Radkovský sowie Gerhard Robbers vom Institut für europäisches Verfassungsrecht an der Universität Trier.
Der Staat sei auf Grundrechte aufgebaut, zu denen als ein wesentliches die Religionsfreiheit gehöre, erinnerte Bischof Müller: „Wer Religionsfreiheit wirklich ernst meint, der muss akzeptieren, dass es ein Selbstbestimmungsrecht der Kirche gibt.“ Müller kritisierte, dass es Bestrebungen gebe, „das Staat-Kirche-Verhältnis anzugreifen“ und warnte, dass „der Staat dann eingreifen könnte in das kirchliche Leben“. Es gebe eine „starke Partnerschaft von Staat und Kirche in Deutschland, die immer wieder neu gedacht und auch mit Leben gefüllt werden muss“, stellte der Verfassungsrechtler Robbers fest. Es genüge nicht, sich auf historische Argumente zu berufen: „Es ist nicht nötig, sich zu verstecken. Das Christentum hat die richtigen Antworten, die richtigen Botschaften.“ Erzbischof Duka verwies darauf, dass „beide – der Staat sowie die Kirche – sich gegenseitig“ brauchten, und „dass sowohl die Kirche als auch der Staat dem Menschen zu dienen haben“. Bischof Radkovský stellte nach dem Ende des Kommunismus und einer ersten materialistischen Phase in Tschechien wieder ein zunehmendes Interesse an Religion fest: „Die Religionssoziologen sprechen von einem Pendel zwischen Materiellem und Spirituellem. Das Pendel hat das Materielle bei uns hinter sich und geht wieder zurück zum Spirituellen.“ (ck/gob)