Positionspapier des Landeskomitees zu Medien und Demokratie
Als Landeskomitee der Katholiken in Bayern sehen wir angesichts der vielfältigen Herausforderungen und Bedrohungen unserer Demokratie die besondere Bedeutung der Medien. Auf der Basis der kirchlichen Diskussionen und Grundsatzerklärungen gilt für alle Medienschaffenden: „Gemeinschaft und Fortschritt der menschlichen Gesellschaft sind die obersten Ziele sozialer Kommunikation“[1]. Für die Wahrung einer demokratischen und vielfältigen Gesellschaft sehen wir uns als Kirche herausgefordert, auf unterschiedlichen Wegen mitzuarbeiten.
Unsere Beobachtung
Gerade den Medien kommt dabei eine besondere Rolle zu, vermitteln sie doch Bilder von gesellschaftlichen Wirklichkeiten, die prägend für Menschen hinsichtlich ihrer Wertvorstellung und ihres Handelns sind. Gezielte Falschnachrichten und gefakte Bildinformationen auf den kaum mehr zählbaren Ausspielkanälen (auch Messengerdienste etc.) lassen Wirklichkeiten entstehen, die von politischen oder weltanschaulich geleiteten Interessen positioniert werden, um eigene Ziele zu erreichen. Vielfach steht nicht mehr die Wahrheit im Vordergrund, sondern partikuläre Interessen lassen verfälschte Wirklichkeiten für ihre Ziele sprechen.
Die Demokratie als anspruchsvolle und einzig bewährte Staatsform wird auch in unserer Gesellschaft zunehmend hinterfragt. Damit einher gehen oftmals verdeckt oder offen Diskriminierungen und Diffamierungen gesellschaftlicher Gruppen. Dies darf und kann niemals akzeptiert werden, so dass unser erstes Interesse einem Journalismus dient, der sich dem „Respekt vor Fakten und dem Recht der Öffentlichkeit auf Wahrheit verpflichtet“ weiß[2]. Eine besondere Bedeutung kommt dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu, der seine gesetzlich verankerten Aufgaben in der Bereitstellung von Angeboten in umfassender und ausgewogener Information, Bildung, Kultur und Unterhaltung zu erfüllen hat. Mit dem privatrechtlichen Rundfunk als kommerzielle Anbieter bildet der öffentlich-rechtliche Rundfunk das Duale Rundfunksystem in Deutschland.
Wir fordern
Wir Katholikinnen und Katholiken in Bayern stehen uneingeschränkt zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk. Darüber hinaus fordern wir die Entwicklung von weiteren Initiativen, , die sich dem Gemeinwohl, der Demokratiebildung und -unterstützung, den Werten eines christlichen Gottes- und Menschenbildes sowie der Achtung der Menschenrechte verpflichtet wissen.
Unsere Beobachtung
Die digitale Welt fordert uns heraus und überfordert zahlreiche Menschen. Deshalb kommt der Medienbildung eine besondere Rolle und Bedeutung zu. Nur wer Medien als wesentliches Instrumentarium im Kommunikationsprozess einer demokratischen Gesellschaft begreift, ihre sozial-ethischen Werte am Fortbestand der Entwicklung unserer Ordnung anerkennt sowie deren Gefährdung im Auge behält und sich bewusst macht, wird als kritischer Konsument handeln können. Gerade die Künstliche Intelligenz (KI) schafft eine neue Dimension im Rahmen der sozialen Kommunikation – Herausforderungen, Probleme und Chancen für den Arbeitsmarkt, echte Kommunikation, manipulierte Wirklichkeitsvermittlung etc.
Wir fordern
Wir Katholikinnen und Katholiken in Bayern fordern eine qualifizierte und umfassende Medienbildung über alle Generationen hinweg. Sowohl in schulischer wie außerschulischer Bildungsarbeit, in der beruflichen Aus- und Weiterbildung, insbesondere in den sozialen und kirchlichen Berufen müssen verstärkt Kompetenzen zum Medienverständnis, der Medienbildung und der Mediennutzung vermittelt werden. Wir stimmen mit Kardinal Marx als Medienbischof der Deutschen Bischofskonferenz (DBK) überein, wenn er fordert, dass es wichtig ist, „die Gestaltung und Nutzung von Medien zu reflektieren und sozialethische Kriterien und Werte als Orientierungsrahmen zu haben. Entscheidende Faktoren sind Transparenz und Teilhabe“.[3]
Unsere Beobachtung
Die Pastoralinstruktion „Aetatis Novae“ verwies 1992 auf die Notwendigkeit, in Bischofskonferenzen, (Erz-)Diözesen, Ordensgemeinschaften und weiteren kirchlichen Institutionen jeweils einen Pastoralplan für Soziale Kommunikation zu erstellen, also einen Masterplan für mediale Kommunikation der katholischen Kirche. Dieser Wunsch ist bis heute eher rudimentär erfüllt, erscheint es doch in einem so schnell sich verändernden Bereich fast unmöglich, ein solches Anliegen umzusetzen. Trotzdem besteht die Notwendigkeit, als katholische Kirche proaktiv, differenziert und wertebewusst zu kommunizieren. Der Missbrauchsskandal und die Finanzdebakel der vergangenen Jahre haben dazu geführt, dass sich das Bild der katholischen Kirche in der Öffentlichkeit zunehmend darauf reduziert hat. Kirchliche Vertreterinnen und Vertreter sind schon längst nicht mehr gefragte Interviewpartner bei gesellschaftlich herausfordernden Themen, sondern erscheinen eher in Skandalsituationen in Verteidigerrollen. Die Botschaft vom Reich Gottes tritt oftmals in den Hintergrund oder wird von fundamentalen Gruppen positioniert. Eine einheitliche Kommunikation ist nicht mehr erkennbar, was auch das Innenleben von Kirche kennzeichnet.
Wir fordern
Wir Katholikinnen und Katholiken in Bayern setzen verstärkt auf eine plurale, von der Verkündigung des Reiches Gottes bestimmte interne wie externe Kommunikation. Um dies zu erreichen, bedarf es einer verstärkten Zusammenarbeit kirchlicher Gruppierungen, die Eigeninteressen überwinden und um des Wohles der Menschen in einer demokratischen Gesellschaft und offenen Kirche willen verbinden. Wir müssen zu einer größeren medialen Solidarität und Kooperation kommen, die nicht allen unterschiedlichen theologischen Richtungen gerecht werden kann und sollte. Unsere Stärke liegt in einer Vielzahl eigener medialer Institutionen und Projekte, die sich in Gesellschaft und Kirche gemeinsam einmischen und deutlich machen, wo diese gegen Menschlichkeit und Gemeinwohl verstößt. Deshalb ist es notwendig, zukünftig nicht nur auf absendergesteuerte Kommunikation offizieller Presseorgane zu setzen, sondern neue Initiativen zu fördern. Es geht um die jesuanische Frage an den blinden Bettler Bartimäus: „Was soll ich dir tun?“ Mit dieser Fragestellung, die die Bedürfnisse und Bedarfe der Menschen aufgreift, müssen Medienschaffende im Sinn einer sozialen Kommunikation heute unterwegs sein. Dies wird konkret in den Institutionen der Medienschaffenden in Bayern, die sich der katholischen Kirche verpflichtet fühlen wie dem Sankt Michaelsbund, der Tellux, der Katholischen Journalistenschule ifp und weiterer. Diese Institutionen gilt es, zu unterstützen und neuen Initiativen Raum zu geben. Deshalb strebt das Landeskomitee eine Veranstaltung an, in der kirchliche Medienschaffende und Institutionen gemeinsam der Frage nachgehen, wie eine gelingende soziale Kommunikation angesichts der vielfachen Herausforderungen heute gelingen kann.
Von der Mitgliederversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern am 11. November 2023 einstimmig beschlossen.
[1] Pastoralinstruktion „Communio et progressio“ (CP) 1. Die Päpstliche Kommission für die Instrumente der sozialen Kommunikation im Auftrag des II. Vatikanischen Konzils, 1971.
[2] Internationale Journalisten-Föderation „Global Charter of Ethics for Journalists. Ifj.org
[3] Ebd.
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