Auftakt in einem „Gesellschaftspolitischen Forum“
München, 18. November 2021. Soziale Berufe sind Bestandteil des sozialen Lebens im Freistaat Bayern und unverzichtbar für eine humane Gesellschaft, wie der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, betont. Dazu möchte das Landeskomitee eine konzertierte Aktion von Bildungseinrichtungen, Kirche, staatlichen Behörden, aber auch der Industrie starten, um wieder mehr junge Menschen vom Wert sozialer Arbeit für Gesellschaft und Wirtschaft zu überzeugen.
Damit will das Landeskomitee gemeinsam mit anderen katholischen Akteuren zur Stärkung sozialer Berufe in Bayern beitragen. Der Auftakt fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Gesellschaftspolitisches Forum“ des Landeskomitees statt, das aufgrund der aktuellen Pandemie-Situation als Videokonferenz durchgeführt wurde.
Bereits zu Beginn dieses Jahres haben sich der Vorsitzende sowie Mitglieder mehrerer Sachausschüsse des Landeskomitees in enger Absprache mit Vertretungen aus den katholischen Sozialverbänden und Bildungseinrichtungen vorgenommen, die besondere Bedeutung sozialer Berufe für die Gesellschaft, aber auch für eine funktionierende Wirtschaft deutlich zu machen.
In den Forderungen des Gesellschaftspolitischen Forums am 16. November 2021 ging es um Perspektiven für die Beschäftigten in sozialen Berufen, wie etwa flexible Wiedereinstiegs-, Weiterbildungs-, Aufstiegs- und auch Veränderungsmöglichkeiten zu eröffnen. Eventuell müsse man hier auch trägerübergreifend denken, um neue Modelle zu entwickeln, so Michael Eibl, Direktor der Katholischen Jugendfürsorge in der Diözese Regensburg. Der moralische Zeigefinger, wonach die Dienste für die Gesellschaft wichtig seien, reiche nicht mehr aus, um Menschen für einen solchen Dienst zu gewinnen, betonte Wilfried Mück, Verwaltungsdirektor des Landescaritasverbandes in Bayern.
Vielmehr brauche es eine breitere gesellschaftliche Anerkennung, die sich auch in der zumindest teilweisen Akademisierung der Pflegeausbildung ausdrücken könne, unterstrich Elisabeth Linseisen, Vorsitzende des Katholischen Pflegeverbandes in Bayern. Für die Katholische Stiftungshochschule München forderte deren Vizepräsidentin, Professorin Martina Wolfinger, dass die Übergänge von Studium und Theorie über den Theorie-Praxis-Transfer bis hin zur Praxisanleitung besser aufeinander abgestimmt werden müssten.
Mit der neuen Initiative will das Landeskomitee den Stellenwert des Sozialen in der gesamten Gesellschaft stärken und für die Glaubwürdigkeit von kirchlichem Handeln in diesem Bereich eintreten. In den weiteren Prozess sollen Verbände und Initiativen, Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretungen sowie die Wissenschaft einbezogen werden.
Inhaltlich wurden in der Aussprache folgende Aspekte und Forderungen in den Mittelpunkt gerückt:
- die breite Palette an sozialen Tätigkeiten einschließlich ehrenamtlicher Dienste soll weiterhin gefördert werden
- verschiedene Ausbildungsmöglichkeiten sollen gestärkt werden, so dass die Hochschulausbildung die berufliche Ausbildung nachhaltig und konstruktiv ergänzen kann
- es müsse eine Gleichwertigkeit von Studienplätzen für die soziale Arbeit mit anderen, insbesondere technischen Studiengängen angestrebt werden, um konkurrenzfähig zu bleiben
- verlässliche Dienstzeiten, die eine Vereinbarkeit von Familie und Beruf ermöglichen, sollten ähnlich wie in der Industrie auch für soziale Berufe selbstverständlich werden
- berufliche Weiterbildungs- und Reflexionsmöglichkeiten müssten erheblich ausgeweitet werden
- die Gehaltsstruktur sollte in Anlehnung an den Tarifvertrag für den öffentlichen Dienst bei allen, auch den privaten Trägereinrichtungen vergleichbar sein
- soziale Berufe sollten verstärkt in Schulen und Kindertageseinrichtungen eingebunden werden, wie etwa in älteren Jahrgangsstufen durch Praktika in sozialen Einrichtungen
- der sogenannte „Dritte Weg“ in kirchlichen und caritativen Anstellungsverhältnissen sei gerade für soziale Berufe ein verlässlicher Weg im Bereich der Vergütungen und Arbeitsbedingungen, da er den Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes (TVöD) als Basis benutze
Sowohl im öffentlichen wie auch im kirchlichen Bereich sei aufgrund der Bewältigung der Pandemiefolgen mit Kürzungen zu rechnen. Mit Blick auf die Zukunft der sozialen Berufe müssten hier Kürzungen aber so weit als möglich ausgeschlossen werden, betonten alle Anwesenden bei der virtuellen Auftaktveranstaltung des Landeskomitees zu diesem sozialpolitischen Handlungsfeld. Das Landeskomitee möchte hier nach den Worten seines Vorsitzenden eine Vorreiterfunktion übernehmen. (ke)
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