LANDESKOMITEE DER KATHOLIKEN IN BAYERN
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LANDESSYNODE DER EVANGELISCH-LUTHERISCHEN KIRCHE IN BAYERN – Präsidium
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„Suche den Frieden und jage ihm nach!“ (Psalm 34,15)
Mit wachsender Sorge beobachtet derzeit die Weltöffentlichkeit die Entwicklung des IrakKonflikts. Die zentralen Fragen lauten: Ist Saddam Hussein mit Massenvernichtungswaffen zur Lebensgefahr für sein Volk und die gesamte Region im Nahen Osten, ja letztlich für die Weltgemeinschaft geworden? Wie soll die Weltgemeinschaft mit seiner Drohung umgehen, den Staat Israel vernichten zu wollen? Oder überspannen die USA als die einzige „Super-macht“ der Welt den Bogen, wenn sie nun mit einem enormen Aufgebot an Soldaten und Waffen nur noch darauf warten, losschlagen zu können, den Krieg quasi erzwingen wollen?
Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern sieht gemeinsam mit Papst Johannes Paul II. und mit den deutschen Bischöfen die große Gefahr eines Automatismus der Kriegsrhetorik auf beiden Seiten, die scheinbar keine andere als die kriegerische Lösung mehr zulässt. Die Evangelisch-Lutherische Landessynode weiß sich dem Beschluss des Ökumenischen Rats der Kirchen verpflichtet, der 1948 unter dem Eindruck des Zweiten Weltkriegs gefasst wurde: „Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein“. Sollten die UN-Waffeninspekteure im Irak tatsächlich Massenvernichtungswaffen im Sinne der UN-Resolution 1441 finden, hieße das jedoch immer noch nicht, dass dann nur noch ein Präventivschlag das einzige Mittel der Politik sein kann.
Wer will und kann all das Leid verantworten, das bei einem Krieg über die irakische Bevölkerung, aber auch über viele Soldaten auf beiden Seiten hereinbrechen wird? Wer kann die Verantwortung auf sich nehmen für Anschläge, die im Gegenzug von Terrororganisationen vielen Menschen weltweit das Leben kosten werden? Jeder verantwortliche Politiker muss sich fragen lassen, wie er die Verletzung des Weltfriedens und des Achtungsgebotes der Menschenrechte, beide sind Kernbestand der Satzung der Vereinten Nationen, rechtfertigen will. Zu dieser Verantwortung sind natürlich sowohl George Bush als auch Saddam Hussein verpflichtet.
Wir appellieren eindringlich an alle verantwortlichen Politiker, dafür Sorge zu tragen, dass alle diplomatischen Mittel ausgeschöpft werden, die einen Krieg vermeiden helfen: Sowohl die uneingeschränkte Offenheit und Kooperationsbereitschaft mit den Vereinten Nationen auf Seiten des Irak gehört dazu, genauso aber auch der Respekt der USA vor dem Weltsicherheitsrat. Damit diese hohe Verantwortung allen Politikern, sowohl Saddam Hussein als auch George Bush, insbesondere aber den Mitgliedern des Weltsicherheitsrats bewusst wird, bitten wir alle Christen, persönlich und gemeinsam für den Frieden in der Welt zu beten.
Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern ruft deshalb gemeinsam mit der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern dazu auf, am Vorabend der Sitzung des Weltsicherheitsrates, also am Sonntag, den 26. Januar 2003, um 18 Uhr ökumenische Gebetstreffen zu veranstalten und dabei die Kirchenglocken für 5 Minuten zu läuten. Die Christen sollten an diesem Abend ein Zeichen für den Frieden setzen.
München, den 22. Januar 2003
Helmut Mangold, Vorsitzender
des Landeskomitees der Katholiken in Bayern
Heidi Schülke, Präsidentin
der Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern