Entwicklungszusammenarbeit im Freistaat bündeln
Experten des Landeskomitees zum Gespräch in der Staatskanzlei
München, 22. Oktober 2010. Eine Umstrukturierung der Entwicklungszusammenarbeit in Bayern empfiehlt das Landeskomitee der Katholiken in Bayern. Die Aktivitäten des Freistaates sollten unter dem Dach der Staatskanzlei gebündelt werden, so dass dort die entsprechenden Fachreferate der Ministerien koordiniert werden könnten, betonten Mitglieder des Sachausschusses „Mission-Gerechtigkeit-Frieden“ und des Präsidiums des Landeskomitees bei einem Treffen mit Staatsminister Siegfried Schneider in der Staatskanzlei. Bislang verteilen sich verschiedene Aktivitäten auf mehrere Ministerien. Gezielte und gebündelte Kontakte vereinfachen aber sowohl die Zusammenarbeit mit den Partnerländern als auch mit den bayerischen Nichtregierungsorganisationen, die dort engagiert sind. Geld und Kapital allein dürften nicht die entscheidenden Faktoren von Entwicklungszusammenarbeit sein, sagten die Vertreter des Landeskomitees außerdem.
Die Vertreter des Landeskomitees haben ihre Unterstützung beim Engagement der Bayerischen Staatsregierung in Entwicklungsländern angeboten. Besonders die geplante Entwicklungszusammenarbeit mit Tansania könne von den vielfältigen Kontakten und Erfahrungen bayerischer Pfarreien und kirchlicher Einrichtungen mit dem zentralafrikanischen Land profitieren. Schneider, der als Leiter der Staatskanzlei Ansprechpartner der Bayerischen Staatsregierung für die Nichtregierungsorganisationen in der Entwicklungszusammenarbeit ist, nahm bei dem Gespräch eine Liste mit Kontaktadressen entgegen.
Die besondere Vielfalt der Aktivitäten unter dem Dach der katholischen Kirche in Ländern Afrikas, Asiens, Lateinamerikas und Mittelosteuropas stellte Josef Fuchs, Vorsitzender des Sachausschusses „Mission-Gerechtigkeit-Frieden“, dar. Von Einzelinitiativen über Pfarreien und Verbände bis hin zu den kirchlichen Hilfswerken gebe es Menschen, die Zeit und Geld in Partnerschaftsprojekte investierten und den Kontakt pflegten. Eine Rolle dabei spielten auch der Faire Handel sowie die Unterstützung konkreter Hilfsprojekte vor Ort. Seien es früher Ordensleute aus den Pfarreien gewesen, die unterstützt wurden, seien es heute zunehmend „Missionare auf Zeit“ und Jugendliche, die freiwillig in Projekten zur Entwicklung mitarbeiten und selbst dabei lernen und Erfahrungen machen.
Für Minister Schneider sind Entwicklung und wirtschaftliche Zusammenarbeit nicht zu trennen. Aus wirtschaftlichem Engagement könnten gesellschaftliche Effekte entstehen, wie das Beispiel eines Autoherstellers zeige. Die bayerische Firma spiele nicht nur eine Rolle als Arbeitgeber, sondern auch in der Gesundheitsversorgung oder der Ausbildung über die eigenen Bedürfnisse hinaus, so Minister Schneider im Gespräch mit dem Landeskomitee. Er habe aber vor Ort auch erfahren, welche wichtige Rolle kirchliche Organisationen wie Misereor oder Kolping spielen.
Mission und Solidarität mit der Einen Welt sei der Kirche ins Stammbuch geschrieben, betonte der geistliche Beauftragte für das Landeskomitee und Beauftragter für die Weltkirche im Bistum Augsburg, Prälat Bertram Meier. Dabei sei die Leibsorge schon immer der Seelsorge vorausgegangen. Kirche sei der erste „global player“ gewesen, diese Erfahrung könne man heute nützen. Wirtschaftlicher Globalisierung müsse auch die Globalisierung der Solidarität folgen. (thj)