„Rahmenbedingungen an Alten- und Pflegeheimen verbessern“
Vertreter der katholischen Laien in Bayern verabschieden Erklärung „Beziehungs-weise alt werden“
Neumarkt in der Oberpfalz, 16. November 2013. Die Mitglieder des Landeskomitees der Katholiken in Bayern fordern eine „Optimierung der Rahmenbedingungen“ an Alten- und Pflegeheimen durch „staatliche Zuschüsse zur baulichen Verbesserung“ und „Refinanzierung auch von akademisch qualifiziertem Fachpersonal“. Zudem gelte es „die Attraktivität und Qualität der Pflegeberufe“ zu steigern, um dem Mangel an Pflegekräften zu begegnen, heißt es in einer auf der Herbstvollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 16. November, in Neumarkt in der Oberpfalz verabschiedeten Erklärung mit dem Titel „Beziehungsweise alt werden“.
In einer „Gesellschaft des langen Lebens“ sei insbesondere die Kirche gerufen, Kon-takt zu den Pflegebedürftigen zu halten. Zu den kirchlichen Aufgaben zähle auch die „Begleitung von Menschen am Ende des Lebens“. Vor diesem Hintergrund setzt sich das höchste katholische Laiengremium in Bayern für den „weiteren Ausbau der Palli-ativversorgung“ ein.
Die Mitglieder des Landeskomitees verlangen des Weiteren „Strategien und Impulse, damit aus einem vielfachen Nebeneinander der Generationen ein Miteinander und ein Füreinander wird“. In einer zunehmend älter werdenden Gesellschaft „muss drin-gend über eine gleichmäßigere Verteilung von Bildung, Erwerbsarbeit, Engagement und Freizeit nachgedacht werden, um humaner leben und die Lasten gerechter verteilen zu können“, heißt es in der Erklärung. So sollten die „Finanzierungslasten nicht allein vom Faktor Erwerbsarbeit“ getragen werden, vielmehr müssten „alle Einkünfte und Personengruppen“ berücksichtigt werden. Ferner gelte es, „Teilzeit- und Lebensarbeitszeitmodelle“ umzusetzen, „die Anerkennung von Erziehungsleistungen auszubauen und Rahmenbedingungen zur Freistellung für ein ehrenamtliches Engagement auszugestalten“.
In ihrer Erklärung appellieren die katholischen Laien an die Politiker, ihre Entschei-dungen „künftig in eine Lebenslaufpolitik nachhaltig einzubetten, um jedem einzelnen eine menschenwürdige Gestaltung des Erwerbslebens und der Zeit danach zu ermöglichen“. Dazu müssten die „Spaltungen zwischen sicheren und prekären Arbeits-verhältnissen abgebaut werden, wozu die Einführung eines einheitlichen gesetzlichen Mindestlohns erforderlich ist“. Darüber hinaus seien „Leiharbeit bei gleichzeitiger Stärkung der Mitbestimmungsrechte einzuschränken, eine missbräuchliche Nut-zung von Werkverträgen zu verhindern und Zeitarbeitsverträge zu reduzieren“. Gefordert seien „Arbeitsplätze mit Zukunftsperspektive, die auf Dauer den Lebensunterhalt einer Person sicherstellen, eine Familiengründung ermöglichen, deren soziale Sicherung gewährleisten und menschenwürdige Arbeitsbedingungen einschließen“. Die Rente mit 67 sei schließlich „nur rechtzufertigen, wenn Arbeitsplätze für Ältere in quantitativer und qualitativer Hinsicht zur Verfügung gestellt werden“. (ck)
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Kritische Aussprache bei Landeskomitee-Vollversammlung
Katholische Laien setzen sich mit Debatte um Vorgänge im Limburger Bistum auseinander
Neumarkt in der Oberpfalz, 16. November 2013. Im Anschluss an den Bericht des Vorsitzenden des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, bei der Vollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 16. November, in Neumarkt in der Oberpfalz, kam es zu einer kritischen Aussprache über die Debatte um die Vorgänge im Bistum Limburg. In einer kontroversen Diskussion insbesondere über die öffentlichen Stellungnahmen von Schmid zu Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst blieben die unterschiedlichen Standpunkte bestehen, dennoch kam es weder zu einer Rücktrittsforderung an den Vorsitzenden des Landeskomitees noch zu einer Rücktrittserklärung von der Seite Schmids.
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„Über Verwendung kirchlicher Mittel sprechen“
Landeskomitee-Vorsitzender Schmid fordert in Finanzdebatte stärkeren Fokus auf Leistungen der Kirche
Neumarkt in der Oberpfalz, 16. November 2013. In der aktuellen Auseinanderset-zung um die Finanzen der Kirche hat der Vorsitzende des Landeskomitees der Ka-tholiken in Bayern, Albert Schmid, einen stärkeren Fokus auf die Verwendung der Mittel gefordert: „Es ist ein Fehler, wenn wir uns primär auf die Diskussion über die Aufkommensseite einlassen. Wir müssen zunächst und massiv über die Verwen-dungsseite sprechen“, so Schmid in seinem Bericht bei der Herbstvollversammlung des Landeskomitees in Neumarkt in der Oberpfalz am Samstag, 16. November. In der laufenden Debatte sei es Aufgabe der Kirche, „diese Seite deutlich zu machen“.
Auf die Forderung von Papst Franziskus nach einer „armen Kirche für die Armen“ empfehlen sich nach Ansicht Schmids „keine leichten Antworten“. Schmid verwies auf die „Grundaussage der Theologie der Befreiung: Man kann nicht bloß platonisch eine Option für die Armen ergreifen, sondern muss selbst arm sein“. Dies sei „ein gigantisch hoher Anspruch“, bei dem sich „schnelle Antworten und Schuldzuweisun-gen“ verbieten würden: „Kirche in Deutschland hat eine große Tradition und erbringt große Leistungen für das Gemeinwesen“, betonte Schmid.
Schmid kritisierte, dass bei den laufenden Verhandlungen für eine große Koalition in Berlin „die Eine-Welt-Debatte und die Nachhaltigkeitsdiskussion nicht stattfinden“. Er warnte vor einer Regierungsbildung, die diese Aspekte nicht berücksichtige.
Mit Blick auf die Orientierungshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland zum Thema Familie warnte Schmid vor der „normativen Kraft des Faktischen“ und unter-strich „Stellenwert und Bedeutung der Ehe“. Davon sei auszugehen, daneben sei aber auch der „Bezug zur Lebenswirklichkeit wichtig und entscheidend für die Pasto-ral“. Schmid begrüßte in diesem Zusammenhang die Fragebogenaktion in Vorberei-tung der Bischofssynode in Rom zur Lage der Familien.
In der Auseinandersetzung um das kirchliche Arbeitsrecht stünden die „Loyalitäts-pflichten außer Frage“, erklärte Schmid. Dennoch dürfe „die Dogmantik nicht eins zu eins in kirchliches Arbeitsrecht übersetzt“ werden: „Wir müssen einen Weg finden, der die dogmatische Position auf der einen Seite betont, und auf der anderen Seite fragen, welche Konsequenzen sich daraus für das einzelne Arbeitsverhältnis erge-ben.“
Bezugnehmend auf die Zukunft der Weltbild-Verlagsgruppe setzte sich Schmid dafür ein, dass an „der ursprünglichen Intention“ festgehalten werde, „nämlich, Weltbild zu erhalten als ein Verkündigungsinstrument“. Ein Verkauf würde die „Preisgabe einer Chance, die so schnell nicht wieder kommt“, bedeuten. (ck/gob)