Landeskomitee-Vorsitzender Unterländer fordert Veränderungen bei Strukturen und bei Rolle der Frauen
Bamberg, 16. November 2019. Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Joachim Unterländer, setzt hohe Erwartungen in den Synodalen Weg. Die Vereinbarung dieses Weges durch die Deutsche Bischofskonferenz und das Zentralkomitee der deutschen Katholiken sei der richtige Schritt, um mit aktuellen Fragen der Glaubensvermittlung, der inneren Struktur und der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs in der katholischen Kirche umzugehen, erklärte der Vorsitzende in seinem Bericht bei der Herbstvollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 16. November, in Bamberg. Das Landeskomitee erwarte Reformen durch den Synodalen Weg und unterstütze ihn deshalb ausdrücklich. Auch wenn die „Verbindlichkeit dort zu erwartender Festlegungen nach der Satzung wohl noch sehr ausbaufähig“ sei, erhoffe sich das Landeskomitee „notwendige Öffnungen“ insbesondere bei strukturellen Fragen, der Aufarbeitung des sexuellen Missbrauchs und der Rolle der Frauen in der Kirche.
Unterländer bezog sich in seinem Bericht auch auf die Ende Oktober zu Ende gegangene Amazonas-Synode. Die Synode bedeute nicht nur eine „strukturelle und theologische Weichenstellung“, sondern sei auch ein „Zeichen für die umweltpolitisch existentiell so wichtige Erhaltung und Stabilisierung des Regenwaldes sowie die kulturelle und soziale Wertschätzung der indigenen Kultur“. Die katholische Kirche als „bedeutendster ‚Global Player‘“ könne damit einen Beitrag zur „Erhaltung aller Lebensräume“ leisten.
Ein großes Anliegen seien dem Landeskomitee Reformen bei der Situation der Frauen in der Kirche. Es müsse Möglichkeiten geben, Frauen stärker in die Verkündigung einzubinden. Die Mehrheit der praktizierenden Gläubigen seien Frauen, so Unterländer. Sie von Machtstrukturen fernzuhalten, sei der falsche Weg. Der Vorsitzende verwies darauf, dass das Thema „Frauen in Diensten und Ämtern der Kirche“ im Zentrum der Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees im kommenden Jahr stehen wird.
Als eins der vorrangigen Ziele des Landeskomitees nannte Unterländer auch den Schutz menschlichen Lebens. Um bei Bedarf ein palliativ begleitetes Lebensende gewährleisten zu können, müssten ambulante und stationäre Hospizangebote konsequent weiter ausgebaut werden. Angesichts der „sehr differenzierten“ Entscheidung des Gemeinsamen Bundesausschusses zur Aufnahme von vorgeburtlichen Bluttests während der Schwangerschaft in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen ruft das Landeskomitee zu einer „ethisch hochwertigen Weiterführung der Diskussion“ auf.
Weiterhin einbringen werde sich das Landeskomitee auch bei der Diskussion um die bevorstehende Entscheidung zur Organspende. Es stehe fest, dass die Zahl lebenswichtiger Organspenden „viel zu niedrig“ sei, erklärte der Vorsitzende. Die von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn favorisierte Widerspruchslösung kritisierte Unterländer als „rechtlich mehr als ungewöhnlich und ethisch-moralisch sehr bedenklich“. Der interfraktionelle Alternativvorschlag scheine die Bedenken aufzugreifen.
Den Einsatz für inklusive Initiativen für Flüchtlinge, für die sich das Landeskomitee wiederholt öffentlich stark gemacht hatte, werde man fortsetzen, erklärte der Vorsitzende. „Fest steht, dass es einen direkten Zusammenhang zwischen Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten der in unserem Land lebenden Flüchtlinge und einer gelingenden Integration gibt“, so Unterländer.
Neben Unterländer berichteten weitere Präsidiumsmitglieder des Landeskomitees. Monika Meier-Pojda kündigte an, die Arbeitsgruppe zum Thema Lebensschutz werde ihre Positionen bezüglich einer Kassenzulassung pränataler Bluttests weiter in gesellschaftspolitische Diskussionen einbringen, unter anderem bei einem Fachgespräch Anfang kommenden Jahres. Elfriede Schießleder lobte die Wahl des Schwerpunktthemas der kommenden Vollversammlung, Frauen in der Kirche, und betonte, bestehende Rollenzuschreibungen für Frauen in der Kirche und in der Gesellschaft müssten dringend hinterfragt werden.
Im Rahmen der Vollversammlung beschloss das Landeskomitee einen Antrag der Organisation „pax christi“, in dem das Gremium aufgefordert wird, bei den Bundestagsfraktionen für einen Abzug der in Deutschland stationierten Atomwaffen zu werben. Außerdem sollen sich die Laien für ein neues multilaterales Abkommen „unter Einbeziehung der USA und Russlands“ zum Verbot der Stationierung von Kurz- und Mittelstreckenraketen in Europa einsetzen. (ct)
Fotos: Alexandra Hofstätter / Landeskomitee