Laien lehnen Vorstoß von Wirtschaftsminister Aiwanger zu Sonntagsmärkten entschieden ab
München, 3. September 2020. Das Landeskomitee der Katholiken spricht sich auch in Zeiten wirtschaftlicher Beeinträchtigung durch die Coronapandemie entschieden für den Sonntagsschutz aus. In einer Stellungnahme reagiert der Vorsitzende des Laiengremiums, Joachim Unterländer, auf einen Brief des bayerischen Wirtschaftsministers an die Bürgermeister der Kommunen, in dem für Marktsonntage in Innenstädten geworben wird: „Mit kalkulierbarer Regelmäßigkeit unternimmt Hubert Aiwanger Vorstöße, den Sonntagsschutz zu unterminieren. Sein jüngster Brief an die bayerischen Kommunen, bis zu vier Marktsonntage pro Jahr durchzuführen, ist ebenso überflüssig wie gefährlich“, schreibt Unterländer. Den bayerischen Kommunen sei „diese Möglichkeit bestens bekannt und sie muss ihnen daher nicht erst ministeriell nahe gebracht werden“, heißt es in dem Schreiben weiter.
„Aus guten Gründen“ habe das Grundgesetz „in Artikel 140 die Bestimmung der Weimarer Verfassung unverändert übernommen, die in Artikel 139 den Sonntag und die staatlich anerkannten Feiertage ,als Tage der Arbeitsruhe und der seelischen Erhebung‘ ausdrücklich schützt“, so Unterländer. Jede Ausnahme davon müsse gut begründet werden. Die kaum genutzten Sonderregelungen der Bayerischen Staatsregierung zu den erweiterten Öffnungszeiten im Handel während der Coronakrise hätten nach Ansicht des Landeskomitees der Katholiken „überdeutlich gezeigt, dass davon kaum Gebrauch gemacht wurde“. Von Mitte März bis Mitte Mai durften Lebensmittelmärkte werktags von 6 bis 22 Uhr und sonntags von 12 bis 18 Uhr öffnen.
Die katholischen Laien stellen dazu fest: „Niemand hat in Zeiten von Kurzarbeit und drohendem Arbeitsplatzverlust einen Euro mehr verfügbar, nur weil sonntags Märkte stattfinden.“ Zudem müsse befürchtet werden, dass „die nach wie vor hohe Infektionsrate durch volksfestartige Märkte eher wieder steigen und erneut Personen gefährden“ würde. So verständlich die Sehnsucht vieler Menschen nach Normalität und Gemeinschaft sei, „so gefährlich sind vor allem Feste und Feiern nicht nur für diejenigen, die daran teilnehmen, sondern sie sind es auch für die, mit denen die Feiernden hinterher in Kontakt kommen“. Statt zu Versammlungen zu animieren, wie es im Falle von Markttagen der Fall wäre, solle man laut Unterländer „dankbar sein und alles dafür tun, dass Deutschland trotz der beinahe 250.000 Infizierten und trotz der mehr als 9.000 Todesfälle noch immer zu den europäischen Ländern zählt, die vergleichsweise glimpflich durch die Coronakrise kommen“. Ein Wirtschaftsminister, der in der Coronakrise mehr Sonntagsmärkte fordert, müsse sich laut Unterländer fragen lassen, „ob er in seiner politischen Verantwortung dazu beitragen will, das Infektionsgeschehen zu potenzieren“. (hs)
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