Ethische Prinzipien und Normen für Umgang gefordert / Anwendungen sollen Menschen dienen
Ohlstadt, 16. November 2024. Das Landeskomitee der Katholiken in Bayern dringt darauf, den Fortschritt der künstlichen Intelligenz (KI) im Einklang mit den christlichen Werten zu gestalten. „Als Christinnen und Christen haben wir vor dem Hintergrund unseres Menschenbildes eine besondere Verantwortung, ethische Prinzipien und Normen in den Umgang mit KI einzubringen“, heißt es in einer am Samstag, 16. November, auf der Herbstvollversammlung des Laiengremiums in Ohlstadt verabschiedeten Stellungnahme. „In enger Zusammenarbeit von Kirche, Wissenschaft, Politik und Wirtschaft müssen ethische Standards für den Umgang mit und den Einsatz von KI geschaffen werden.“
Ausgehend von der unantastbaren Würde jedes Menschen, die ein Wesenselement des christlichen Glaubens ist, müssten „alle Anwendungen von KI den Menschen dienen“, heißt es in dem Positionspapier. Ebenso wenig dürfe der Einsatz von KI zur Verschärfung sozialer Ungleichheiten führen. Die Vorteile der Technologie müssten „allen zugutekommen und nicht nur einer privilegierten Minderheit“, so das Landeskomitee. Der Zugang zu KI-Technologien müsse für die Zukunft „fair und gerecht gestaltet werden, um soziale Teilhabe und Chancengleichheit für alle zu fördern“.
Auch der Umgang mit KI bedürfe ethischer Vorgaben. Selbst wenn der Einsatz von KI etwa im Bereich auch der kirchlichen Arbeitswelt von Recruiting bis zur Zeugniserstellung denkbar sei, müsse in allen Fällen die (Letzt-)Beurteilung durch einen Menschen geschehen. „Die KI ist ein Werkzeug, das Platz für die Beziehungs- und Wissensarbeit des Menschen eröffnen soll.“ Für die Pastoral und Sakramentenkatechese gelte, dass die Technologie „unsere pastoralen Bemühungen ergänzen und unterstützen, aber niemals ersetzen“ sollte. So könne KI helfen, durch virtuelle Gemeinden, Online-Seelsorge und digitale Glaubensgemeinschaften Menschen zu erreichen, die sonst isoliert oder unerreichbar wären. „Dennoch müssen die persönliche Begegnung und das zwischenmenschliche Miteinander im pastoralen Handeln immer im Vordergrund stehen. Nur der Mensch selbst gibt ein authentisches Glaubenszeugnis für die Liebe Gottes zu uns Menschen ab.“ Im Gesundheitsbereich sehen die katholischen Laien KI „ausschließlich als unterstützendes Werkzeug“.
Wichtig sei, schon bei der Entwicklung von KI-Systemen auf „größtmögliche Transparenz“ zu achten, so das Landeskomitee. In allen Fällen müsse der Einsatz von KI kenntlich gemacht werden. Zudem müsse die Nutzung von KI im Einklang mit der Bewahrung der Schöpfung stehen. „KI muss daher gezielt so weiterentwickelt und eingesetzt werden, dass sie nachhaltig dem Klimaschutz und der Bewältigung des Klimawandels hilft und keine weiteren Schäden an der Natur und ihren Ökosystemen verursacht – dann kann sie einen entscheidenden Teil zur öko-sozialen Transformation beitragen.“
Zum Schutz der Demokratie braucht es nach Ansicht des Laiengremiums „aufgeklärte, reflektierte Bürgerinnen und Bürger, die Halluzinationen, Fake News, Wahlmanipulationen sowie KI-generiertes, Bild- , Video- und Tonmaterial auf Social-Media-Plattformen entlarven können – und die sprachfähig sind, um den Angriffen auf die Demokratie mit Haltung und Argumenten zu begegnen.“ Um dies zu erreichen, müssten die Angebote und Investitionen im Bereich der (politischen) Bildung und Demokratieförderung ausgeweitet werden. Zudem sollten „Institutionen etabliert werden, die in der Lage sind, öffentliche Interessen und bürgerliche und demokratische Rechte auch gegen technische Möglichkeiten und ökonomische Anreize stark zu machen“. Im Bereich der Bildungsarbeit seien „gerade die kirchlichen Träger dafür prädestiniert, die Menschen wertebasiert zu befähigen, Resilienz gegenüber KI-generierten ‚Wahrheiten‘ (Deepfakes) zu schaffen und die Kompetenz zu entwickeln, eigenverantwortlich mit den wachsenden Herausforderungen umzugehen“, ist das Landeskomitee überzeugt. (uq)
Beitragsbild: Adobe Stock / nilanka
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