Wirtschaftsexperten: Kirche soll Verwaltungsaufwand bündeln
München, 8. Oktober 2025 – Fachleute aus Wirtschaft und Kirche sehen erheblichen Reformbedarf bei den Verwaltungsstrukturen der katholischen Kirche in Deutschland. Besonders in Zeiten rückläufiger Mitgliederzahlen und sinkender Einnahmen sollten die Bistümer ihre Verwaltungsaufgaben deutlich stärker bündeln. Diese Empfehlung gaben der ehemalige Unternehmensberater Thomas von Mitschke-Collande und der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Christian Gärtner, bei einem digitalen Mittagstalk der Katholischen Akademie in Bayern.
Mitschke-Collande, der für mehrere Bistümer und die Deutsche Bischofskonferenz tätig war, regte an, zentrale Dienstleistungszentren für Personalmanagement, Rechnungswesen und Immobilienverwaltung einzurichten. „Die Kirche braucht mehr Effizienz durch Kooperation – nicht sieben Lösungen für ein und dasselbe Problem“, sagte er mit Blick auf die Strukturen in Bayern. Auch Gärtner unterstrich: „Es ist kaum nachvollziehbar, warum es im Freistaat sieben Kirchensteuerämter gibt, obwohl für alle dieselbe Gesetzesgrundlage gilt.“
Neben organisatorischen Veränderungen forderten die Experten einen Mentalitätswandel in der Kirchenleitung. „Bischöfe dürfen sich nicht länger als autarke Fürsten verstehen“, so Mitschke-Collande. Transformation könne nur gelingen, wenn „aus Betroffenen Beteiligte werden“ und Entscheidungen – etwa bei Kirchenschließungen – transparenter und partizipativer getroffen würden. Auch der Einsatz kirchlicher Mittel müsse künftig stärker dezentral erfolgen, um vor Ort Finanzreserven zu mobilisieren.
Christian Gärtner wies darauf hin, dass das bestehende Kirchensteuersystem Gemeinden zu stark in die Rolle von Zuschussempfängern dränge. „Das erzeugt zu wenig Reformdruck innerhalb der Apparate. Dabei liegen die größten Einsparpotenziale in den Bistumsverwaltungen selbst.“ Personal- und Finanzverwaltung etwa könnten überdiözesan gebündelt werden. So sei es beispielsweise nicht nachvollziehbar, wieso es in Bayern sieben Kirchensteuerämter brauche, so Christian Gärtner. Gesetzgebung und Abwicklung sie für alle Bistümer gleich. Noch gebe es, so Gärtner weiter, „ein Zeitfenster, Personalkosten sozialverträglich zu reduzieren – ohne betriebsbedingte Kündigungen.“
Mit Blick auf anstehende Kirchenfusionen und Gebäudefragen betonte Gärtner die Notwendigkeit überkonfessioneller Zusammenarbeit: „Wir müssen verhindern, dass in ganzen Regionen künftig keine christlichen Angebote mehr bestehen.“
Hintergrund:
Die Diskussion fand im Rahmen eines digitalen Mittagstalks der Katholischen Akademie in Bayern mit Akademie-Direktor Dr. Achim Budde statt.
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