Landeskomitee beschäftigt sich mit Konzepten zum „Weltgemeinwohl“
Bamberg, 22. April 2016. Einen Appell wirtschaftliches Planen und Handeln zu überprüfen richtete der Frankfurter Sozialethiker Bernhard Emunds an die Entwicklungs-, Schwellen- und Industrieländer gleichermaßen. Im Rahmen der Mitgliederversammlung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern am 22. April 2016 in Bamberg hob der Leiter des Oswald von Nell Breuning-Instituts in Frankfurt hervor, dass internationale Handelsbeziehungen ökologisch und sozial verträglich gestaltet werden müssten. Hier bezog er ausdrücklich die aktuellen Verhandlungen zum transatlantischen Freihandelsabkommen TTIP mit ein.
Emunds erteilte einer einseitigen Wachstumsideologie eine klare Absage und favorisierte dagegen ein weltweit orientiertes Gemeinwohl, das ein „Gutes Leben“ für alle Menschen der Erde anstrebt. Diese Zielvorstellung schließe keineswegs die Verfolgung nationaler Interessen aus, wenn diese die Nöte, Sorgen und Bedürfnisse der betroffenen Menschen respektierten. Auch wenn die Würde und Grundrechte des Menschen unabhängig von dessen Rasse, Religion, Hautfarbe oder politischer Überzeugung Gültigkeit hätten, animiere das „Recht auf Unterscheidung“ zu wirtschaftlicher Entwicklung auf lokaler und regionaler Ebene. Dazu zählte der Referent auch die Vorstellung eines „Europa der unterschiedlichen Geschwindigkeiten“.
Der von Professor Emunds verwendete Begriff eines „ethischen Föderalismus“ beinhalte eine ökologisch-soziale Ausrichtung wirtschaftlichen Planens und Handelns auf regionaler Ebene in gleicher Weise wie im weltweiten Maßstab. Ein Mensch, der in Deutschland als arm gelte, zähle im weltweiten Vergleich vermutlich zu den so genannten „happy few“.
Um das Ziel des so genannten „Weltgemeinwohls“ zu erreichen, sei ein gutes Zusammenwirken aller gesellschaftlichen Akteure auf nationaler und internationaler Ebene erforderlich, wie die Forstwissenschaftlerin Claudia Armijos-Ojeda aus Ecuador in ihrem Statement unterstrich. Armijos-Ojeda, die derzeit als Doktorandin an der Technischen Universität München forscht, griff am Beispiel der Waldbewirtschaftung das Prinzip der Nachhaltigkeit auf. Demnach müssten sich Ernte und Nutzung sowie Neuanpflanzung und Wiederaufforstung von Wäldern die Waage halten. Nur so vertrage sich ein ökonomischer Nutzen mit dem nötigen ökologischen Gleichgewicht auf unserer Erde.
Dieses Beispiel führe anschaulich vor Augen, dass das ökologisch-soziale Prinzip für alle Bereiche wirtschaftlichen Handelns gelten müsse, nicht nur innerhalb der Forstwirtschaft. Neben den technischen Maßnahmen spielten Gruppen und Netzwerke auf lokaler, regionaler, nationaler und internationaler Ebene die entscheidende Rolle, um Synergieeffekte für alle Beteiligten auszulösen. (ke)