Landeskomitee-Vorsitzender Schmid kritisiert Assimilationsforderungen der AfD
Bamberg, 22. April 2016. Eine am Menschen orientierte Integration hat der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, gefordert. „Respekt vor Identität ist die Grundlage erfolgreicher Integration“, so Schmid in seinem Bericht bei der Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees in Bamberg am Freitag, 22. April 2016. Man müsse sich vom Grundsatz der Menschenwürde leiten lassen, so Schmid. Er kritisierte in diesem Zusammenhang die Forderung der „Alternative für Deutschland“ (AfD) nach einer „vollkommenen Assimilation“ von Migranten in eine deutsche Kultur. So könne Integration nicht funktionieren. Daneben warnte er vor „nostalgischen Verlockungen“ im Textentwurf zum ersten Parteiprogramm der AfD. Mit Passagen zur Rolle der Frau oder zum traditionellen Familienbild wolle die AfD bei konservativen, auch kirchlichen Kreisen punkten: „Als moderne und weltoffene Katholiken dürfen wir uns davon nicht vereinnahmen lassen“, so Schmid.
Schmid lobte den Kurs von Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Flüchtlingsfrage als eine der „bedeutungsvollsten Entscheidungen in der Nachkriegszeit“. Merkel habe mit ihrer Haltung und ihrem klaren „Wir schaffen das“ einen Paradigmenwechsel in Deutschland herbeigeführt, der nicht mehr umzukehren sei. Bedeutende Entscheidungen würden stets von Menschen getroffen, „die Mut haben, die etwas riskieren und unter Umständen auch sich selbst und ihre Position aufs Spiel setzen“, so der Vorsitzende des Landeskomitees. Schmid wandte sich gegen ein Denken in Nationalstaaten: „Abgrenzung und Migration verträgt sich nicht.“ Die Abschottungsmechanismen auf dem Balkan „werden das Problem nicht dauerhaft lösen“, so Schmid. „Flüchtlinge werden neue Routen finden, sei es über das Mittelmeer oder weiter östlich über den Landweg.“ Diese seien mindestens so gefährlich wie die so genannte „Balkan-Route“. Die Antwort darauf könne im wortwörtlichen Sinn nur eine „katholische“, eine „weltumspannende“ sein.
Das westliche, kapitalistisch geprägte Wirtschaftsmodell müsse von Christen auf „den Prüfstand gestellt werden“, so der Vorsitzende des Landeskomitees. Er sprach sich für eine an Werten orientierte Wirtschaft aus, anstelle eines technokratischen Modells. Er erteilte der Theorie von Adam Smith von der so genannten „invisible hand“ eine klare Absage, wonach Wirtschaft dann sozial sei, wenn jeder für sich selbst das Beste anstrebe. Für ihn gelte dagegen die ursprünglichere Aussage der Bibel (Jeremia 29,7), dass Eigennutz keinen Gemeinnutz fördere.
Papst Franziskus habe mit seinem jüngsten Besuch der Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos einmal mehr seine „Eloquenz der Gestik“ sprechen lassen. Der Papst führe damit ein Thema fort, das sein Pontifikat seit dem ersten Tag begleitet. Als eine der ersten Amtshandlungen habe Franziskus damals Flüchtlinge auf der italienischen Insel Lampedusa besucht. „Für uns alle muss das eine Mahnung sein, Themen langfristig und nachhaltig zu verfolgen“, so Schmid. Wie der Papst müsse man auf „christliche Radikalität“ anstatt „konventionelle Christlichkeit“ setzen.
Der Vorsitzende griff noch einmal ein wichtiges Beratungsthema der vergangenen Herbstvollversammlung des Landeskomitees 2015 in Wies (Diözese Augsburg) auf, in der ein Antrag von Pax Christi auf eine Erklärung zunächst abgelehnt worden war, mit der sich das Landeskomitee für ein umfassendes Verbot von so genannten „Kampfdrohnen“ aussprechen sollte. Nach intensiven Beratungen in den Gremien des Landeskomitees sieht er die Zeit nun dafür gekommen. (alx)