Landeskomitee der Katholiken schreibt an Landtags-Abgeordnete
Vorsitzender Mangold interveniert unmittelbar vor der Abstimmung
München, 7. November 2006 (ILK) Unmittelbar bevor der Bayerische Landtag am Mittwoch, 8. November, über eine Veränderung der bisherigen Ladenschlusszeiten im Freistaat abstimmen wird, hat das Landeskomitee der Katholiken in Bayern an alle Abgeordneten des Parlamentes appelliert, die bisherige Regelung beizubehalten. Eine Liberalisierung der Ladenschlusszeiten gehe an den Interessen der Beschäftigten, des Einzelhandels und des Handwerks vorbei. Profiteure seien nur Konzerne und Kaufhausketten, heißt es in einem vom Vorsitzenden des Landeskomitees, Helmut Mangold, unterzeichneten Brief an die Parlamentarier.
Das Landeskomitee befürchtet einen Abbau von Arbeitsplätzen im Einzelhandel. Konzerne und Kaufhausketten könnten den seit Jahren herrschenden Verdrängungswettbewerb mit liberalisierten Ladenschlusszeiten am ehesten gewinnen. Ihr jährlicher Umsatz pro Arbeitsplatz sei um den Faktor 10 höher als der Umsatz in kleineren Fachgeschäften des Einzelhandels pro Arbeitsplatz. Die meisten dieser Geschäfte seien nicht in der Lage, weitere Kosten durch zusätzliche Arbeitsplätze zu tragen. Discounter und Kaufhausketten würden nicht im selben Umfang Personal einstellen, wie es durch Aufgabe von Einzelhandelsfachgeschäften entlassen werde. Längere Öffnungszeiten führten auch nicht zu mehr Umsatz, da nicht mehr Geld für den Konsum zur Verfügung stehe. Lediglich die Umsatzzeiten würden verlagert. Im ländlichen Raum seien die Auswirkungen auf die Grundversorgung der Bevölkerung als Folge des Aussterbens kleiner Geschäfte nicht absehbar.
Von einer Liberalisierung der Ladenöffnungszeiten wären aber nicht nur das Verkaufspersonal und kleinere Geschäfte betroffen. Auch mit den Verkaufsstellen verbundene Betriebe, etwa Wartungs- und Reinigungsfirmen und somit weitaus größere Teile der Bevölkerung seien in Mitleidenschaft gezogen. Dies bedeute, dass mehr Ehen und Familien betroffen seien, gemeinsame Zeiten in der Familie weiter reduziert würden. Ehrenamtliches Engagement in Politik, Gesellschaft und Kirche werde mit einer Freigabe von Ladenöffnungszeiten erschwert, wenn nicht gar unmöglich gemacht. Daran könne die staatliche Gemeinschaft kein Interesse haben.
Das Landeskomitee sieht auch den verfassungsrechtlich garantierten Schutz der Sonntage durch eine Liberalisierung der Ladenschlusszeiten gefährdet. Dieser Schutz sei durch einen Konkurrenzdruck der Bundesländer untereinander bedroht, einer Gefahr, der Bayern sehr früh vorbeugen solle. Wörtlich schreibt der Vorsitzende des Landeskomitees: „Unsere Kultur, die ganz wesentlich vom Christentum geprägt worden ist, besteht nicht nur aus Konsum und Arbeit, sondern aus sozialen Kontakten in Familie und Gemeinschaft.“ Gerade wegen gewandelter Freizeitinteressen sei der Sonntag als „Tag der Ruhe und des bewussten Andersseins nötiger denn je“. (wr)