Christliche Werte in die öffentliche Auseinandersetzung einbringen
Interview mit dem neuen ZdK-Präsident Alois Glück in „Gemeinde creativ“
Kirche muss Engagement von Katholiken im öffentlichen Leben unterstützen
München, 25. November 2009. Der neu gewählte Präsident des Zentralkomitees der Katholiken, Alois Glück, sieht in der gegenwärtigen gesellschaftlichen Situation große Chancen, christliche Werte und Positionen in die öffentliche Auseinandersetzung einzubringen. „Wir haben aber zu wenig Menschen, die bereit sind, aus der Gemeinschaft der Gleichgesinnten hinauszugehen in eine offene plurale Welt“, sagte Glück in einem vorab veröffentlichten Interview der Zeitschrift „Gemeinde creativ“, die vom Landeskomitee der Katholiken in Bayern herausgegebenen wird und sich vor allem an Pfarrgemeinderäte und kirchliche Verbände in Bayern richtet. Es sei wichtig, dass die gesamte Kirche das Engagement von Katholiken in der schwierigen Auseinandersetzung unterstütze.
„Wir haben Diskussionsbedarf in unserer Kirche darüber, was es bedeutet, als Christ im öffentlichen Leben unter diesen Bedingungen zu arbeiten“, sagte Glück. Es gebe große Chancen, sich in die Auseinandersetzung um den Lebensschutz oder in der Frage der Weiterentwicklung der Gesellschaft einzubringen. Angesichts der Finanzkrise, der Weltwirtschaftskrise und der demografischen Entwicklung seien profilierte Vertreter der christlichen Soziallehre gefragt. Als Vorsitzender des Zentralkomitees der Katholiken sehe er seine Aufgabe darin, Impulse für diese Auseinandersetzungen zu geben.
„Unsere heutige Art zu leben, ist auf Dauer nicht tragfähig, bei uns nicht und weltweit nicht“, stellte Glück fest. Es brauche Wege zu einer zukunftsfähigen Kultur. In der Finanzkrise seien plötzlich Werte wie Vertrauen als immaterielle Währung für das gesamte Finanzsystem entdeckt worden. Ohne Vertrauen und Verlässlichkeit gehe es nicht. „Nachhaltigkeit als Verantwortungsprinzip fördert eine ganz andere Kultur der Verantwortung.“ Dies seien Fragen, auf die Christen Antwort geben müssten.
Für den Ökumenischen Kirchentag im nächsten Jahr in München wünscht sich Glück, dass die Menschen, die daran teilnehmen, persönliche und spirituelle Impulse bekämen. Es solle bewusst werde, dass das Gemeinsame viel größer sei als das Trennende, ohne falsche Harmonie vorzugaukeln. Es müsse auch gelingen, „ein glaubwürdiges Zeugnis der Christen für die Aufgaben unserer Zeit zu setzen.“
Auch innerhalb der katholischen Kirche müssten die Menschen lernen, Vielfalt und Einheit miteinander zu verbinden, so Glück. Das sei gut miteinander verträglich, „so lange nicht eine Denkrichtung oder eine spirituelle Richtung ihren Weg als allein rechtgläubig und dogmatisch vertritt und alle andere angegrenzt werden.“ Der Weg der Kirche sei immer von einem Ringen um den richtigen Weg geprägt gewesen. Er sei überzeugt, dass der Heilige Geist auch über Konflikte wirke: „Es wird wenig Neues geboren ohne Konflikte.“ Das entscheidende sei, wie damit umgegangen werde. Es belaste ihn schon, dass er innerkirchlich zum Teil aggressivere Auseinandersetzungen erlebe als in der Politik. (ua)
Hinweis: Der Wortlaut des Interviews findet sich unter www.gemeinde-creativ.de.