„Erziehungs- und Familienkunde“ an Bayerns Schulen wieder einführen
Landeskomitee der Katholiken will Überforderung von Eltern abbauen
Auch Buben sollen sich mit Kinderbetreuung beschäftigen
München, 21. Oktober 2003 (ILK) Die Wiedereinführung eines Unterrichtsfachs „Erziehungs- und Familienkunde“ an bayerischen Schulen hat das Präsidium des Landeskomitees der Katholiken in Bayern in einer am Mittwoch, 22. Oktober, in München veröffentlichten Erklärung gefordert. Vor etwa zehn Jahren war das Unterrichtsfach „Erziehungskunde“ an Haupt- und Realschulen aus Kostengründen abgeschafft worden. Die seitdem in den Lehrplänen der bayerischen Schulen vorgesehenen Inhalte zur Familien- und Sexualerziehung hält das Landeskomitee für nicht ausreichend.
Von einem wertorientierten Schulfach „Erziehungs- und Familienkunde“ erwartet sich das Landeskomitee, dass kommunikative Fähigkeiten und Wissen über die altersbedingten Entwicklungsstufen des Menschen vermittelt werden. Ein Fach „Erziehungs- und Familienkunde“ solle bereits zum Schuljahr 2004/2005 für alle Schularten eingeführt werden. Es könne an die positiven Erfahrungen des früheren Fachs „Erziehungskunde“ anknüpfen und den jungen Menschen lebenspraktisches Wissen nahe bringen. Auch Buben und junge Heranwachsende könnten durch dieses Fach für Themen gewonnen werden, die in ihrer Altersgruppe als „uncool“ gelten.
Die in der Gesellschaft nebeneinander existierenden und praktizierten Wertesysteme führten bei vielen Menschen zu einer Verunsicherung über Erziehungsinhalte und die Weitergabe von Lebens- und Verhaltensmustern. So fehle die Kenntnis darüber, wie Babys und Kinder betreut werden sollen. Verstärkt koppelten sich junge Männer noch mehr als junge Frauen von Inhalten ab, die mit der Betreuung und Erziehung von Kindern in der Familie zu tun haben. Dies führe zur Überforderung von jungen Frauen und Männer, wenn sie dann tatsächlich Eltern geworden sind. Alarmierend sei auch die hohe Zahl von Scheidungen. Sie führe oft zu nachteiligen Konsequenzen für das Zusammenleben neuer Teilfamilien. Ehen scheiterten häufig daran, dass es den Partnern an kommunikativer Kompetenz fehle. Sie hätten nie gelernt, „nach bestimmten Regeln konstruktiv zu streiten“. (ua)