Großes und langfristiges Engagement im Bereich „Eine Welt“
Aktuelle Umfrage / Landeskomiteevorsitzender Schmid würdigt den Einsatz in den bayerischen Pfarreien
München, 25. April 2015. Angesichts einer aktuellen Umfrage zum Engagement im Bereich „Eine Welt“ in den bayerischen Pfarrgemeinden hat der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Albert Schmid, den großen und dauerhaften Einsatz der Gläubigen in der Entwicklungszusammenarbeit hervorgehoben. Die Umfrageergebnisse, die bei der Vollversammlung des Landeskomitees am Freitag und Samstag, 24. und 25. April, in Regensburg vorgestellt wurden, seien ein „„ein sehr positives Zeichen, dass die Eine-Welt-Arbeit kein Strohfeuer in den Gemeinden ist, sondern ein Thema, das ernst genommen wird und an dem über einen langen Zeitraum hinweg intensiv und fruchtbringend gearbeitet wird“, so Schmid.
Von den 331 Befragten, die an der Online-Umfrage des Landeskomitees teilnahmen, gaben 80 Prozent an, dass das Thema „Eine Welt“ in ihrer Gemeinde eine wichtige Rolle spiele. Das Engagement ist vielfältig und reicht von gelebten Partnerschaften über Veranstaltungen, Bildungsabende, Diskussionsrunden und Jugendarbeit bis hin zum Betreiben eines Eine-Welt-Ladens und verstärkt der Begleitung von Migranten und Flüchtlingen. In etwa zwei Drittel der Gemeinden besteht das Engagement für die „Eine Welt“ bereits seit mehr als einem Jahrzehnt. Die meisten (knapp 30 Prozent) sind bereits seit zehn bis zwanzig Jahren engagiert, elf Prozent seit mehr als 30 Jahren. Als besonders wertvoll betrachtet Schmid die gegenseitige Vernetzung der Akteure, wie sie sich in der Umfrage zeige, da die Vernetzung in der Kirche auch in anderen Themenbereichen immer mehr an Bedeutung gewinnt.
In seinem theologischen Impuls zum Studienteil der Vollversammlung, der dem Thema Eine Welt gewidmet war, hob Monsignore Wolfgang Huber, Präsident von Missio München, „die weltkirchliche Verantwortung aus der zeugnisgebenden Kraft des Evangeliums“ hervor. Der christliche Glaube eröffne eine „Lebensperspektive, die den eigenen Lebensstil verändert, ihn erweitert, einen neuen Horizont erschließt und so eine Lebensqualität bereit hält, die über die eigenen Begrenzungen hinausgeht“. Demgegenüber kritisierte Huber „eine Spiritualität des Wohlbefindens ohne Gemeinschaft, eine Wellnessreligion für den Einzelnen auf Kosten anderer oder neben anderen, eine Theologie des Wohlstands ohne geschwisterlichen Einsatz“.
Karin Kortmann von der Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit skizzierte in ihrem politischen Impuls zum Studienteil die Entwicklungspolitik der vergangenen Jahrzehnte. Trotz guter Ansätze, seien die gesetzten Ziele nicht umgesetzt worden: „Viele Entwicklungsländer wären ohne Hilfe von außen gar nicht überlebensfähig“, sagte Kortmann. Hinzu komme die „fragile politische Situation“ in vielen Ländern der sogenannten Dritten Welt. Sie rief zu einer gemeinsamen Kraftanstrengung über alle Parteigrenzen hinweg auf.
„Wir können die Bibel nur verstehen, wenn wir sie mit den Augen der Leidenden lesen“, sagte Monsignore Pirmin Spiegel, Hauptgeschäftsführer von Misereor, in seinem sozialethischen Impuls. Christsein bewähre sich in „Vergebung und Versöhnung“ und sei nur möglich gemeinsam mit den Armen und den Anderen. Die Anderen, das seien nicht nur die Armen, sondern beispielsweise auch Flüchtlinge, beide Gruppen müsse man in die Gesellschaft eingliedern. Die ökologische Verantwortung für die Erde und die soziale Verantwortung für die Menschen betreffe Christen auch hier im vermeintlich sicheren Europa, betonte Spiegel. (alx/ck)
Schmid übt massive Kritik an Flüchtlingspolitik
„Versagen seit Jahren“: Landeskomiteevorsitzender fordert neue Antworten auf Flüchtlingsproblematik
Regensburg, 24. April 2015. Massive Kritik an der europäischen und deutschen Flüchtlingspolitik hat Albert Schmid, Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, geübt: „Wir können uns nicht mit dem jüngsten Gipfel zufriedengeben. Die europäische und die deutsche Politik haben seit Jahren erbärmlich versagt“, so Schmid bei einem Pressegespräch und in seinem Bericht bei der Vollversammlung des Landeskomitees am Freitag, 24. April, in Regensburg. So sei etwa „Frontex eine politische Abwehrmaßnahme, keine Hilfspolitik“ gewesen, sagte Schmid. Demgegenüber habe Papst Franziskus bei seinem Besuch der italienischen Insel Lampedusa mit einer „Eloquenz der Gestik“ neue „Bewegung in dieses Thema hineingebracht“.
Der Landeskomiteevorsitzende und ehemalige Präsident des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge unterbreitete in seinem Bericht einen Sieben-Punkte-Vorschlag für eine Neuausrichtung der Flüchtlingspolitik. Dazu gehöre zunächst, dass Europa „bereits in Afrika in den Aufnahmelagern präsent sein“ und erklären müsse, „was geht und was nicht geht, um die Flüchtlinge vor Schleusern und Scharlatanen zu schützen“, erklärte Schmid. Dann müssten „ordentliche Wege“ benannt werden für verfolgte und bedrohte Flüchtlinge, die nach Europa wollten. Dagegen kritisierte Schmid es als „zynisch, die Transportmittel mit einem Militäreinsatz zu zerstören“. Des Weiteren forderte der Landeskomiteevorsitzende zum einen die Einführung von „EU-Verfahren“, zum anderen eine „EU-Lastenteilung“, die der Staatengemeinschaft als „Wertegemeinschaft“ gerecht würden. Die Dublin-Verordnungen seien schließlich „nicht in Stein gemeißelt“, so Schmid. Daneben brauche es eine „vernünftige Regelung der Einwanderung“ sowie „kräftige Anstrengungen für Integration in den Aufnahmeländern“, forderte Schmid. Und schließlich müssten sich die Staaten „aufraffen zu einer großen Aktion zur Bekämpfung der Armut in der Welt, der Ursache für Migration und Flucht“. Notwendig sei eine „Allianz für Fortschritt und Gerechtigkeit“, erläuterte Schmid und zitierte Papst Paul VI.: „Entwicklung ist das neue Wort für Frieden.“
Schmid erinnerte in diesem Zusammenhang auch an den vor 70 Jahren ermordeten Dietrich Bonhoeffer und variierte seine Aussage „Nur wer für die Juden schreit, kann auch gregorianisch singen“ mit den Worten: „Nur wer für Migranten, für Flüchtlinge, für verfolgte Christen schreit, der kann gregorianisch singen.“ Schmid verwies auf das breite Engagement in den bayerischen Diözesen für Flüchtlinge und die Eine Welt, wie auch eine aktuelle Umfrage des Landeskomitees belege: „Katholizität recht verstanden nimmt die Eine Welt in den Blick und überwindet regionale wie nationale Kategorien.“
Mit Blick auf die Energiewende in Bayern mahnte der Landeskomiteevorsitzende, „dass es kein Rollback geben darf“, an der Energiewende „muss festgehalten werden“. Bei den weiteren Verhandlungen zum Freihandelsabkommen TTIP gehe es darum „dass nicht nur materielle Standards gehalten werden, sondern vor allem, dass das Demokratie- und das Rechtsstaatsprinzip nicht gefährdet werden“. Schließlich rief Schmid dazu auf, eine neue „Phantasie christlicher Hilfsbereitschaft“ zu entfalten, sich etwa stärker im Bereich der Straffälligen-Hilfe zu engagieren. Es gelte, „neue Wege zu gehen, nicht nur ein ,Weiter So´ zu verfolgen“. Hinsichtlich der Familiensynode im Herbst in Rom unterstrich Schmid die Notwendigkeit, „die Bedeutung der Ehe hervorzuheben, das Werbende und das Positive zu verdeutlichen“. Es gelte, die Unauflöslichkeit von Ehe zu unterstreichen und zugleich pastorale Antworten auf das Scheitern zu finden. (ck)
Helmut Mangold erhält Franz-Eser-Medaille
Landeskomitee der Katholiken in Bayern ehrt ehemaligen Vorsitzenden aus der Diözese Augsburg
Regensburg, 24. April 2015. Helmut Mangold, ehemals Vorsitzender des Landeskomitees der Katholiken und des Diözesanrats der Katholiken der Diözese Augsburg, ist vom Landeskomitee mit der Franz-Eser-Medaille ausgezeichnet worden. Mangold habe sich „über mehrere Jahrzehnte ehrenamtlich für das katholische Laienapostolat in seinem Heimatbistum Augsburg, aber auch in ganz Bayern engagiert und dabei wertvolle Impulse gesetzt“, heißt es in der mit der Medaille verliehenen Urkunde, die Mangold im Rahmen der Vollversammlung des Landeskomitees in Regensburg am Freitagabend, 24. April, überreicht wurde.
Helmut Mangold habe sich „in mehrfacher Hinsicht auch in fachlichen Fragen der Wirtschafts- und Sozialpolitik und in dem zentralen Anliegen, wie Kirche heute mit den Möglichkeiten der Öffentlichkeitsarbeit und mit den Medien insgesamt umgehen soll“, engagiert. Dabei legte er laut Urkunde „eine ausgesprochen moderierende Fähigkeit an den Tag, die ihn auch schwierige Debatten ausgleichend steuern und darauf achten lässt, dass die Diskussionspartner achtsam miteinander umgehen“. In seiner Laudatio hob der Augsburger Bischofsvikar und Domdekan, Prälat Bertram Meier, Mangolds „Kraft zum Ausgleich und zur Vermittlung“ hervor. Meier würdigte Mangold als eine „Persönlichkeit, die von klaren Grundpositionen aus lebt und dazu steht. Er versah sein Amt als Vorsitzender nicht als Selbstdarsteller, sondern als Hauptdarsteller in einem Team, dem es darum geht, für den Glauben der Kirche Brücken zu schlagen zur Politik, zur Kultur und zur Wissenschaft“.
Über 43 Jahre hinweg, bis zum Ende seiner jüngsten Amtsperiode im vergangenen Jahr, engagierte sich Helmut Mangold, 76, im Pfarrgemeinderat: Bereits 1971, wenige Jahre nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil und kurz nach Einführung der Pfarrgemeinderäte heutigen Zuschnitts in Bayern, wurde der gebürtige Augsburger zum Vorsitzenden des Pfarrgemeinderates seiner Heimatgemeinde St. Johann Baptist in Senden-Aufheim gewählt. Noch im selben Jahr bestimmten ihn die Delegierten zum Vorsitzenden des Dekanatsrates Neu-Ulm. Diese Funktion übte er ebenfalls bis 2014 aus. Seit 1982 engagierte sich Mangold auch auf diözesaner Ebene, zunächst als Vorstandsmitglied im Diözesanrat der Katholiken der Diözese Augsburg, dessen Vorsitz er dann von 1994 bis 2014 übernahm. Im Landeskomitee der Katholiken in Bayern war Mangold von 1986 bis 2014 Mitglied. Im Jahr 2001 wählten ihn die Delegierten zum Vorsitzenden und bestätigten ihn in diesem Amt für eine zweite Wahlperiode bis zum Jahr 2009. Im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist Helmut Mangold seit 2002 Mitglied.
Die Franz-Eser-Medaille wird von der Zeitschrift des Landeskomitees „Gemeinde creativ“ gestiftet und ehrt Personen, die sich in besonderer Weise um das Laienapostolat verdient machten. Die Auszeichnung erinnert an den 1916 geborenen Mitbegründer der Katholischen Aktion in Bayern, der Vorläuferorganisation des Landeskomitees der Katholiken in Bayern. Auf Esers Bestreben geht auch die Gründung der Zeitschrift „Die lebendige Zelle“ (heute „Gemeinde creativ“) im Jahr 1958 zurück. Der 2002 verstorbene Physiker, der sich Grenzfragen zwischen Naturwissenschaften und Theologie widmete, war zudem maßgeblich an der Gründung der Katholischen Akademie in Bayern im Jahr 1957 beteiligt. Seit 2006 wurden Alois Glück, Valentin Doering, Hildegard Leonhardt, Hanna Stützle, Bernhard Sutor, Barbara Stamm und Alois Baumgartner mit der Franz-Eser-Medaille ausgezeichnet. (ck)