Neue Sozialpolitik für Kommunen gefordert Vernetzung und Partnerschaft statt „Reparaturbetrieb“
Erklärung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern
Amberg, 12. April 2008 (ILK) Die Sozialpolitik in den bayerischen Kommunen muss nach Auffassung des Landeskomitees der Katholiken in Bayern neu bedacht und neu ausgerichtet werden. Viel zu lange sei Sozialpolitik als „nachgelagerter Reparaturbetrieb“ verstanden worden. Sie müsse jetzt „vernetzt und versorgend angelegt werden“, heißt es in einer von den Delegierten der Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees am Samstag, 12. April, im oberpfälzischen Amberg verabschiedeten Erklärung mit dem Motto: „Vernetzte Sozialpolitik heute“. Die Delegierten des Landeskomitees proklamierten in Amberg einen „subsidiären Sozialstaat mit einer intensiven, verbindlichen Zusammenarbeit und Partnerschaft von Kommunen, Wirtschaft, Schule, Wohlfahrtsverbänden und Kirchen“.
Das Landeskomitee begründet seine Forderung mit Veränderungen, die deutlich machten, dass Sozialpolitik nicht mehr allein Auftrag der kommunalpolitisch Verantwortlichen sein könne und sich auch nicht auf Einzelhilfen beschränken dürfe. Die rasante demographische Entwicklung führe beispielsweise im ländlichen Raum zu spürbaren Veränderungen der Infrastruktur. Wenn etwa Einkaufsmöglichkeiten vor Ort fehlten, das Ärztenetz sich ausdünne und das Angebot des öffentlichen Nahverkehrs schlechter werde, seien vor allem ältere Menschen betroffen. Unübersehbar seien auch Veränderungen der familiären Strukturen, etwa die Zunahme allein erziehender Mütter und Väter.
Die Kommunen bekämen auch die Folgen der Globalisierung durch eine wachsende Zahl von Menschen mit Migrationshintergrund zu spüren. Dies habe Auswirkungen auf die Integration, sowie die schulische und berufliche Bildung. Es gebe eine steigende Zahl junger Menschen ohne Schulabschluss und ohne Aussicht auf einen Ausbildungsplatz. Längst sei im reichen Industrieland Deutschland auch die Armut kein singuläres Problem mehr. Gerade Familien kämen „in eine bedrückende Armutssituation“. Dagegen könne nur noch eine „wirksame Kooperation aller zivilgesellschaftlichen Kräfte und der kommunalen Institutionen“ helfen.
In einer „übergreifenden kommunalen Sozialplattform“ sieht das Landeskomitee eine Lösungsmöglichkeit. Es müsse ein Netzwerk geben, in dem über aktuelle soziale Probleme im unmittelbaren kommunalen Lebensraum intensiv diskutiert, beraten und nach tragfähigen Lösungen gesucht werde. Dies könne „die Solidargemeinschaft auf kommunaler Ebene“ stärken. Bürgerbeteiligung und Bürgerengagement im sozialen Bereich müssten gefördert, die Leistungen von Wohlfahrtsverbänden und Kirchen anerkannt und unterstützt werden. Von der Wirtschaft fordert das Landeskomitee, durch Betriebsführung, Personalführung und Arbeitsregelung dazu beizutragen, dass Familienleben und Erwerbsarbeit besser zu vereinbaren seien. Im schulischen Bereich müsse in der Nachmittagsbetreuung bei Ganztagsschulen die Zusammenarbeit mit freien Trägern und Kirchen ausgebaut werden. An die Wohlfahrtsverbände und Kirchen appellierte das Landeskomitee, die eigenen Strukturen besser zu vernetzen und dadurch einen effektiveren Beitrag zur sozialen Arbeit der Kommunen leisten zu können. (wr/ua)
Kirchliche Kritik an „pseudoreligiösem“ Olympia
Augsburger Domkapitular Meier: „Sport mutiert in Religion“
Christen sollen sich Wettbewerb mit Andersdenkenden stellen
Amberg, 12. April 2008 (ILK) Als „pseudoliturgische Feiern“ hat der geistliche Beauftragte des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, der Augsburger Domkapitular Bertram Meier, die Entzündung des Olympischen Feuers in Griechenland und den Fackellauf mit dem Olympischen Feuer durch viele Länder der Erde kritisiert. „Sport ist mutiert in Religion, manchmal scheint die magnetische Anziehungskraft des Sports sogar in die Nähe der Magie zu gehen“, sagte er am Samstag, 12. April, vor der in Amberg tagenden Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees.
Schon die Formulierung „dem Sport die Ehre geben“, sei verräterisch. In den in den Medien vermittelten Bildsequenzen von Feuerriten, Fackelzügen und festlichen Paraden werde man den Eindruck nicht los, dass der Sport und Olympia etwas Kultisches und Liturgisches an sich hätten. Die Arena sei der Tempel, der Fackellauf die Prozession, Frauen in wallenden Gewändern erinnerten an den Priestern abgeschaute Funktionen. Das Fazit des Domkapitulars: „Nicht nur in der Antike, auch heute braucht der Mensch Brot und Spiele, wenn ihm die Religion fehlt“.
Der geistliche Beauftragte rief die Katholiken in Bayern zu einem neuen „Wettstreit mit verschiedenen Kulturen, Religionen und Weltanschauungen“ auf. Christen bräuchten diesen Wettbewerb nicht zu scheuen. Er sei eine Herausforderung, sich mit christlichen Positionen öffentlich zu stellen. Die Kirche könne dabei präsentieren „das Kraftpaket des Evangeliums, die Vitaminspritze der Sakramente, das Netz einer verlässlichen sozial-caritativen Versorgung und besonders eine gute Kondition, die schon fast 2000 Jahre lang der Lauf durch die Geschichte durchgehalten hat, ohne schlapp zu machen“. (wr/ua)
Kirchen sollen mehr für Sonntagsschutz tun
Appell des Landeskomitees der Katholiken in Bayern:
Gemeinsame Initiative für christliche Sinngebung des Sonntags
Amberg, 11. April 2008 (ILK) Der Vorsitzende des Landeskomitees der Katholiken in Bayern, Helmut Mangold, vermisst bei der katholischen und evangelischen Kirche ein stärker inhaltlich bestimmtes Eintreten für den Schutz der Sonntage und Feiertage. So würden im öffentlichen Eintreten für diesen verfassungsmäßig garantierten Schutz „die christlichen Aspekte des Sonntags nur noch am Rande erscheinen“, sagte Mangold zum Auftakt der zweitägigen Frühjahrsvollversammlung des Landeskomitees am Freitag, 11. April, im oberpfälzischen Amberg vor der Presse. Er halte es für sinnvoll, „wenn die christlichen Kirchen in unserem Land eine gemeinsame Initiative starten würden mit dem deutlichen Ziel, die christliche Sinngebung des Sonntags wieder in den Vordergrund zu rücken und nicht nur die von den Gewerkschaften favorisierte Form des Ruhetags.
Scharfe Zurückweisung einer Abtreibungskampagne im Europarat
Scharf kritisierte Mangold eine, wie er sagte, „Abtreibungsinitiative des Europarates“. Es gebe dort Personen, die eine Diskriminierung von Frauen schon darin sähen, dass nur sie Kinder gebären könnten. Da selbst der in dieser Angelegenheit wortführende Ausschuss des Europarates es nicht schaffen werde, dass auch Männer gebären könnten, sehe dessen Sprecherin Gisela Wurm aus Österreich die Lösung für eine vermeintliche Diskrimierung von Frauen darin, die Abtreibung weitestgehend freizugeben. Gefordert werde für Frauen ohne strafrechtliche oder sonstige Einschränkungen ein Recht auf Abtreibung. Dieses Recht werde zu den legalen Rechten der Familienplanung gezählt. Mangold sagte, das Landeskomitee habe alle deutschen Mitglieder der Parlamentarischen Versammlung des Europarates in einem Brief aufgefordert, diesen Vorschlag abzulehnen.
Verstärktes familienpolitisches Engagement angekündigt
Der Vorsitzende kündigte auch ein verstärktes familienpolitisches Engagement des Landeskomitees und der in ihm tätigen Organe des katholischen Laienapostolates in den sieben bayerischen Diözesen an. So solle die vor 25 Jahren vom Heiligen Stuhl in Rom veröffentlichte Charta der Familienrechte mit ihren nach wie vor aktuellen „substantiellen Rechtspositionen“ neu in die Diskussion gebracht und offensiv vertreten werden. Dazu gehöre, dass die Eltern „das erste und unveräußerliche Recht zur Erziehung ihrer Kinder besitzen und dabei jegliche Hilfe der staatlichen Gemeinschaft erwarten dürfen“. Als erfreulich bewertete Mangold die Initiative der bayerischen Sozialministerin Christa Stewens, im Freistaat bis 2013 neue 18.000 Plätze in der Kindertagesbetreuung zu schaffen.
Thema der Vollversammlung: Neue Sozialpolitik in Bayerns Kommunen
Die Delegierten des Landeskomitees aus allen bayerischen Bistümern wollen bei der Vollversammlung einer neuen Sozialpolitik in Bayerns Kommunen Auftrieb geben. Demografischer Wandel, Zuwanderung, Auswirkungen der Globalisierung seien ebenso eine Herausforderung zu einem sozialen Denken wie die Sorge um Arbeitsplätze und die Vernachlässigung von Kindern und Jugendlichen im Bildungsbereich, sagte dazu der Geschäftsführer des Caritasverbandes Amberg-Sulzbach, Alfons Kurz. Man dürfe sich nicht länger ein Nebeneinander verschiedener Gesellschaftsbereich leisten, wonach für den Arbeitsmarkt die Wirtschaft, für die Bildung die Schule und für die Armen die Sozialverbände zuständig seien. Die Kommunen, insbesondere auch die Kirchen, und alle „gesellschaftlichen Akteure“ seien aufgefordert, sich in einem verbindlichen Rahmen zu vernetzen, zu kooperieren und die Zusammenarbeit zu koordinieren. (wr/ua)